Die Auswirkungen von Trumps Geschlechterideologie-Erlass auf die HIV-Präventionsforschung in den USA

Eine neue retrospektive Analyse aus der University of British Columbia zeigt alarmierende potenzielle Folgen der Executive Order 14168 der Trump-Administration für die HIV-Präventionsforschung. Diese Verordnung, die auf "Geschlechterideologie" abzielt, würde die Verwendung von Begriffen wie "transgender", "gender" und "LGBT" in von Bundesbehörden finanzierten Forschungsprojekten erheblich einschränken.

Finanzielle Einbußen für entscheidende Forschungsbereiche

Die Studie von Evan Hall analysierte HIV-PrEP-spezifische (Prä-Expositions-Prophylaxe) Forschungsprojekte zwischen 2012 und 2025. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa 30,4% aller Forschungsprojekte in diesem Zeitraum – insgesamt 118 von 388 einzigartigen Projekten – aufgrund der verbotenen Begriffe nicht mehr förderfähig wären. Dies entspricht einem Finanzierungsverlust von fast 160 Millionen US-Dollar.

Besonders beunruhigend: Würde der Begriff "Männer, die Sex mit Männern haben" (MSM) ebenfalls zu den verbotenen Ausdrücken hinzugefügt werden, würde der Anteil der ausgeschlossenen Projekte auf 56,7% steigen – mehr als die Hälfte aller HIV-Präventionsforschung.

Transgender und Gender-Forschung am stärksten betroffen

Die am häufigsten betroffenen Begriffe in den Forschungsprojekten waren "gender" (in 92 Abstracts und 14 Titeln) und "transgender" (in 48 Abstracts und 21 Titeln). Dies ist besonders problematisch, da transgender Frauen ein 48-mal höheres Risiko für eine HIV-Infektion haben als die Allgemeinbevölkerung. Die gezielte Ausgrenzung dieser Forschung untergräbt direkt die Fortschritte bei der HIV-Prävention für besonders gefährdete Gruppen.

Psychische Gesundheitsforschung überproportional betroffen

Eine überraschende Erkenntnis der Studie: Fast 40% der ausgeschlossenen Fördermittel betrafen Forschungsprojekte zur psychischen Gesundheit. Dies ist besonders problematisch, da psychische Gesundheit ein entscheidender Faktor für den Erfolg von HIV-Präventionsmaßnahmen ist. Die Integration von PrEP und psychischen Gesundheitsdiensten gilt als wichtiger Ansatz, um die Wirksamkeit und Verbreitung der HIV-Prävention zu verbessern.

Wirtschaftliche Auswirkungen für alle Bundesstaaten

Die Analyse zeigt, dass sowohl demokratisch als auch republikanisch geprägte Bundesstaaten von den Kürzungen betroffen wären. Interessanterweise würden einige republikanisch dominierte Staaten wie Arizona und Ohio ihre gesamte HIV-PrEP-Forschungsfinanzierung verlieren. Die wirtschaftlichen Auswirkungen wären erheblich: Für jeden Dollar, der in NIH-Forschung investiert wird, werden etwa 2,46 Dollar an wirtschaftlicher Aktivität generiert. Der Verlust von 160 Millionen Dollar an Forschungsgeldern würde somit zu einem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität um etwa 391 Millionen Dollar führen.

Gefährdung des Kampfes gegen HIV

Die Studie warnt, dass die Einschränkungen durch die Executive Order 14168 die Fortschritte bei der Beendigung der HIV-Epidemie in den USA ernsthaft gefährden könnten. HIV-PrEP gilt als eines der wirksamsten biomedizinischen Werkzeuge zur Prävention von HIV-Übertragungen. Die Nationale HIV/AIDS-Strategie 2022-2025 der USA betont die Notwendigkeit, schwule, bisexuelle und andere Männer, die Sex mit Männern haben, sowie transgender Frauen als Schlüsselgruppen in der HIV-Prävention zu berücksichtigen.

Der Autor der Studie vergleicht die Situation mit einem Mechaniker, dem wichtige Werkzeuge weggenommen werden: "Wenn ein entscheidender Teil einer Werkzeugkiste reduziert wird, wie können wir dann erwarten, dass der Mechaniker mit dem, was er hat, das Auto vor ihm reparieren kann? HIV-PrEP-Forschung ist unser Schraubenschlüssel im Kampf gegen die HIV-Epidemie."

Fazit: Ideologie statt Wissenschaft

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass ein ideologisch motivierter Ansatz, der die Verwendung bestimmter Begriffe in der Forschung einschränkt, die Bemühungen zur Beendigung der HIV-Epidemie in den USA erheblich behindern würde. Die Beschränkungen würden nicht nur die Gesundheitsversorgung für gefährdete Gruppen beeinträchtigen, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Verluste verursachen. Anstatt Forschungsgelder aufgrund von Ideologie zu kürzen, empfiehlt die Studie, Entscheidungen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und unter Berücksichtigung aller betroffenen Bevölkerungsgruppen zu treffen.

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