Deutschlands erstes digitales LGBTI-Jugendzentrum geht online – Ein Meilenstein für queere Jugendliche

Ein historischer Moment für die queere Jugendarbeit in Deutschland: Am Sonntag, den 16. November, geht mit "lambda space" das erste digitale queere Jugendzentrum des Landes online. Die innovative Plattform des bundesweiten Jugendverbands Lambda richtet sich an junge queere Menschen zwischen 14 und 26 Jahren und verspricht einen sicheren digitalen Raum für Austausch, Unterstützung und Gemeinschaft. Fast 900 Nutzer sind bereits in der Beta-Phase dabei – wie queer.de berichtet.

Warum ein digitales Jugendzentrum?

Die Notwendigkeit eines solchen Projekts ist evident: Im ländlichen Raum existieren kaum Angebote für junge LSBTIQ*. 29 Prozent der queeren Jugendlichen nutzen keine Jugendgruppen mit LSBTIQ-Bezug, weil es solche Angebote nicht in ihrer Nähe gibt, 34 Prozent sind sich unsicher, was sie dort erwartet, und 15 Prozent haben sogar Angst, gesehen zu werden. Diese Zahlen verdeutlichen die dramatische Versorgungslücke – besonders fernab der Großstädte.

Nick Hampel vom Jugendnetzwerk Lambda erklärt: "Leider haben noch immer viele queere Jugendliche keinen Zugang zu unterstützenden Angeboten – insbesondere im ländlichen Raum. Für viele ist das nächste queere Jugendzentrum oder die queere Jugendgruppe schlicht zu weit weg. Kein Wunder also, dass queere Jugendliche eine der Personengruppen sind, die am meisten Zeit im digitalen Raum verbringen".

Ein Safe Space im digitalen Raum

Lambda betont, dass der digitale Raum größtenteils von Tech-Konzernen dominiert wird, die sich einerseits nur auf maximale Profite konzentrieren und andererseits immer queerfeindlicher werden. "lambda space" positioniert sich bewusst als gemeinnützige Alternative, die nicht irgendeinem Unternehmen gehört, sondern der jungen Community selbst – die Jugendlichen sind nicht nur Nutzer*innen, sie sind Teilhaber*innen.

Die Plattform bietet vielfältige Funktionen: Jugendliche können sich in Foren gegenseitig unterstützen, eigene Gruppenräume zu verschiedenen Themen erstellen, sich über einen Messenger sicher austauschen und andere queere Jugendliche aus der Nähe kennenlernen. Besonders innovativ ist die Möglichkeit, einen Umkreis festzulegen, sodass sie sich mit der lokalen Community vernetzen und neue Menschen aus der Nähe kennenlernen können.

Sicherheit hat oberste Priorität

In Zeiten zunehmender Queerfeindlichkeit ist der Schutzaspekt zentral: Ein mehrstufiges Zugangssystem schützt die Jugendlichen, alle Inhalte werden durch ein geschultes Moderationsteam und KI-Unterstützung in Echtzeit moderiert, das Projekt wird psychologisch begleitet, und Jugendliche können sich bei Bedarf niedrigschwellig beraten lassen. Diese umfassenden Sicherheitsmaßnahmen sind besonders wichtig, da junge LSBTIQ* in zentralen Lebensbereichen wie Familie, Schule, Freizeit, Medien, Ausbildung und Arbeit immer noch strukturelle und direkte Diskriminierungen erleben, was zur Vermeidung eines Coming-outs während der Schulzeit und zum Erleben von Minderheitenstress führen kann.

Mentale Gesundheit im Fokus

Der gesundheitliche Aspekt ist nicht zu unterschätzen: Queere Jugendliche, die sich in mindestens einem Online-Raum sicher und verstanden fühlen, haben ein um 20 Prozent geringeres Suizidrisiko, verglichen mit queeren Jugendlichen, die keinen solchen Ort haben, wie eine Studie des Trevor Project zeigt. Diese Erkenntnis unterstreicht die lebensrettende Bedeutung solcher digitalen Schutzräume.

Deutschland im internationalen Vergleich

Während in Deutschland verschiedene Bundesländer wie Hessen, Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen bereits Initiativen zur Unterstützung queerer Jugendlicher im ländlichen Raum gestartet haben, ist das bundesweite digitale Angebot von lambda space einzigartig. Das Projekt ist bislang einzigartig im deutschsprachigen Raum.

Das 1990 in Berlin gegrĂĽndete Jugendnetzwerk Lambda hat nach der Wiedervereinigung seinen Wirkungskreis auf das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt und ist heute der einzige Jugendverband in der lgbtiq* Community in Deutschland, der die Interessen lesbischer, schwuler, bisexueller, trans*, inter* und queerer Jugendlicher vertritt.

Die spannende Beta-Phase beginnt

Die Vorstandsmitglieder Emily Schunk und Oska Jacobs zeigen sich begeistert: "Wir freuen uns unglaublich, dass lambda space endlich seine digitalen Türen öffnet. Nun beginnt die spannende Beta-Phase, in der wir nach und nach allen 865 Jugendlichen auf der Warteliste Zugang zur Plattform geben". In begleitenden Feedbackrunden wird mit den Jugendlichen darüber gesprochen, wie sich die Plattform für sie anfühlt, was gut funktioniert und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.

Das klare Ziel: "Wir möchten, dass endlich alle queeren jungen Menschen einen Safer Space haben – egal wo sie wohnen". Mit lambda space wird dieser Wunsch nun digitale Realität – ein Hoffnungszeichen für tausende junger queerer Menschen in Deutschland, die bisher ohne niedrigschwellige Unterstützungsangebote auskommen mussten.

Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden interessierte Jugendliche auf lambdaspace.de.

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