Der englische FuĂballverein West Ham United wurde mit einer empfindlichen Geldstrafe von 120.000 Pfund (etwa 162.000 US-Dollar) belegt, nachdem Fans des Clubs wĂ€hrend eines Spiels gegen Chelsea FC am 3. Februar homophobe GesĂ€nge angestimmt hatten. Wie PinkNews berichtet, hat der englische FuĂballverband (FA) diese Sanktion aufgrund diskriminierender FangesĂ€nge verhĂ€ngt - ein Problem, das auch im deutschen FuĂball immer wieder fĂŒr Schlagzeilen sorgt.
Die "Chelsea Rent Boy" GesÀnge und ihre homophobe Geschichte
Obwohl die FA nicht explizit erwĂ€hnte, welche GesĂ€nge genau zu der Strafe fĂŒhrten, handelte es sich vermutlich um den berĂŒchtigten "Chelsea Rent Boy" Gesang. Diese homophobe Beleidigung wird seit Jahrzehnten gegen Chelsea-Spieler und -Fans gerichtet und bezieht sich auf die Geschichte des Londoner Stadtteils Chelsea als LGBTQ+-Hochburg in den 1960er und 70er Jahren. Die britische Staatsanwaltschaft stufte diesen Gesang 2022 offiziell als homophobes Hassverbrechen ein und nicht als "harmlosen SpaĂ".
Nach dem Spiel verurteilte West Ham die VorfĂ€lle in einer Stellungnahme: "Der Verein verurteilt die diskriminierenden und homophoben GesĂ€nge, die sich gegen Fans der gegnerischen Mannschaft richteten. Diese GesĂ€nge sind völlig inakzeptabel und haben keinen Platz im FuĂball oder anderswo."
Sanktionen und ihre Signalwirkung
Neben der hohen Geldstrafe erhielt West Ham eine Verwarnung und muss einen Aktionsplan umsetzen. Die FA erklĂ€rte: "Es wurde behauptet, dass der Verein nicht sichergestellt hat, dass seine Zuschauer und/oder AnhĂ€nger sich nicht in unangemessener, beleidigender, missbrĂ€uchlicher, anstöĂiger oder beleidigender Weise mit ausdrĂŒcklichem oder implizitem Bezug auf die sexuelle Orientierung verhalten haben."
In seiner Reaktion bekrĂ€ftigte West Ham, dass solches Verhalten "nicht mit den Werten und Ăberzeugungen von West Ham United und der ĂŒberwĂ€ltigenden Mehrheit der Fans des Vereins vereinbar" sei. Der Verein hat bereits "konkrete MaĂnahmen eingeleitet, um bestehende Initiativen zu ĂŒberprĂŒfen und zu stĂ€rken", um solches Verhalten in Zukunft zu verhindern.
Homophobie im deutschen FuĂball - eine Parallele
Homophobie ist auch im deutschen FuĂball ein anhaltendes Problem. Wie in England kommt es in deutschen Stadien immer wieder zu homophoben GesĂ€ngen und Beleidigungen. Eintracht Frankfurt musste beispielsweise eine hohe Geldstrafe zahlen, nachdem Fans homophobe Beleidigungen gerufen hatten.
Der Deutsche FuĂball-Bund (DFB) und die Bundesliga-Vereine haben in den vergangenen Jahren verschiedene Initiativen gestartet, um Homophobie zu bekĂ€mpfen. Dazu gehört unter anderem die "Berliner ErklĂ€rung" gegen Homophobie im Sport, die von prominenten Mitgliedern des deutschen FuĂballs unterzeichnet wurde. Dennoch bleibt die Situation problematisch: In der Bundesliga gibt es nach wie vor keinen offen homosexuellen aktiven Spieler, obwohl SchĂ€tzungen zufolge zwischen 80 und 120 homosexuelle Spieler in den deutschen Profiligen tĂ€tig sein dĂŒrften.
Vorbildliche Vereine und Initiativen
In Deutschland gibt es einige Vereine, die sich besonders fĂŒr LGBTQ+-Rechte einsetzen. Der FC St. Pauli ist bekannt fĂŒr sein Engagement gegen Diskriminierung und hat als einer der ersten Vereine eine Regenbogenflagge im Stadion installiert. Auch die Vereinigung "Queer Football Fanclubs" setzt sich fĂŒr Vielfalt und Toleranz im FuĂball ein.
Im Vergleich zu England fehlt in Deutschland jedoch noch eine konsequente Sanktionierung homophober VorfĂ€lle. Die hohe Strafe gegen West Ham United könnte als Vorbild dienen, wie entschlossen gegen Homophobie im FuĂball vorgegangen werden kann.
Ein langer Weg zur Inklusion
Die Strafe gegen West Ham ist Teil einer breiteren Entwicklung im englischen FuĂball. Bereits im Juli 2023 wurde Wolverhampton Wanderers mit einer Geldstrafe von 100.000 Pfund belegt, nachdem Fans den "Chelsea Rent Boy"-Gesang angestimmt hatten. Auch Millwall, Tottenham Hotspur und Luton Town wurden wegen Ă€hnlicher VorfĂ€lle sanktioniert.
In Deutschland wie in England zeigt sich: Der Kampf gegen Homophobie im FuĂball erfordert ein entschlossenes Vorgehen von VerbĂ€nden, Vereinen und Fans. Geldstrafen allein reichen nicht aus â es bedarf eines umfassenden Kulturwandels, der von allen Beteiligten getragen wird. Die Entwicklungen in England könnten dabei wichtige Impulse fĂŒr den deutschen FuĂball liefern.
Der Fall West Ham unterstreicht, dass Homophobie im FuĂball nach wie vor ein ernstes Problem darstellt â aber auch, dass SportverbĂ€nde zunehmend bereit sind, mit harten Sanktionen dagegen vorzugehen. FĂŒr den deutschen FuĂball bleibt zu hoffen, dass auch hier konsequenter gegen homophobe VorfĂ€lle vorgegangen wird, um den Sport zu einem wirklich inklusiven Erlebnis fĂŒr alle zu machen.