Der VfL Wolfsburg hat entschieden: Kevin Behrens muss den Verein nach dieser Saison verlassen. Wie queer.de berichtet, wird der Vertrag des 34-jĂ€hrigen StĂŒrmers nicht verlĂ€ngert. Diese Entscheidung kommt nur wenige Monate nach einem homophoben Vorfall, bei dem sich Behrens geweigert hatte, ein Trikot in Regenbogenfarben zu unterschreiben â mit den Worten: "So eine schwule ScheiĂe unterschreibe ich nicht."
Der Vorfall und seine Folgen
Behrens, der erst im Januar 2024 von Union Berlin nach Wolfsburg wechselte und zuvor sein DebĂŒt in der deutschen Nationalmannschaft gegeben hatte, konnte sich beim VfL nie einen Stammplatz erarbeiten. Doch es war vor allem sein homophober Ausbruch bei einer internen Veranstaltung im Herbst 2023, der fĂŒr Schlagzeilen sorgte.
Nach dem Vorfall musste Behrens eine vereinsinterne Geldstrafe zahlen und entschuldigte sich in einem Interview mit der "Sport Bild". Allerdings betonte er gleichzeitig, dass er nicht weiter ĂŒber den Vorfall sprechen wolle: "Ich bitte um VerstĂ€ndnis, dass ich mich dazu nicht weiter Ă€uĂern möchte" â eine Haltung, die von vielen als halbherzige Entschuldigung kritisiert wurde.
Symptom eines gröĂeren Problems
Der Fall Behrens ist leider kein Einzelfall. Er reiht sich ein in eine Serie von homophoben VorfĂ€llen im deutschen ProfifuĂball. Am Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie (IDAHOBIT) im Mai 2023 sorgte bereits eine Ă€hnliche Situation fĂŒr Aufsehen, als Spieler sich weigerten, Regenbogen-Trikots zu tragen, wie die Sportschau berichtete.
Corny Littmann, queerer Aktivist und ehemaliger PrĂ€sident des FC St. Pauli, erklĂ€rte im MĂ€rz 2024 in einem Podcast, dass Behrens' Verhalten ein deutliches Indiz dafĂŒr sei, dass die Akzeptanz unter Profi-FuĂballern noch immer mangelhaft ist. Er empfahl homosexuellen FuĂball-Profis sogar, ihre sexuelle Orientierung weiterhin zu verstecken â eine erschreckende EinschĂ€tzung im Jahr 2024.
Wolfsburg bemĂŒht um Schadensbegrenzung
Der VfL Wolfsburg gilt eigentlich als queerfreundlicher Verein. 2017 trug Nilla Fischer als VfL-KapitĂ€nin erstmals in der FuĂball-Bundesliga eine Regenbogenbinde am Arm, und ein Jahr spĂ€ter folgten die MĂ€nner diesem Beispiel. Die Nicht-VerlĂ€ngerung von Behrens' Vertrag könnte daher auch als Signal verstanden werden, dass homophobes Verhalten nicht mit den Werten des Vereins vereinbar ist.
Dennoch bleibt der Nachgeschmack, dass der Verein den Vorfall zunĂ€chst mit einer internen Geldstrafe als erledigt betrachtete und erst jetzt, zum Saisonende, Konsequenzen folgen. Ob die Entscheidung gegen eine VertragsverlĂ€ngerung tatsĂ€chlich mit dem homophoben Vorfall zusammenhĂ€ngt oder rein sportliche GrĂŒnde hat, lĂ€sst der Verein offen.
LGBTQ+ im deutschen ProfifuĂball: Ein weiter Weg
Laut queer.de zeigt der Fall deutlich, wie weit Homosexuellenfeindlichkeit in der deutschen Bundesliga noch verbreitet ist. WĂ€hrend sich viele Vereine offiziell fĂŒr Vielfalt und Inklusion einsetzen, scheint die RealitĂ€t in Kabinen und auf dem Platz oft eine andere zu sein.
Marcus Urban, ehemaliger Profi-FuĂballer und heute als Berater fĂŒr DiversitĂ€t tĂ€tig, erklĂ€rte in einem frĂŒheren Interview: "Die FuĂballwelt ist noch immer von toxischer MĂ€nnlichkeit geprĂ€gt. Junge Spieler wachsen in einem Umfeld auf, in dem homophobe SprĂŒche als normal gelten. Hier muss Bildungsarbeit ansetzen."
Was muss sich Àndern?
Der Fall Behrens zeigt, dass symbolische Aktionen wie das Tragen von Regenbogenbinden allein nicht ausreichen. Es braucht tiefgreifende, strukturelle VerÀnderungen:
- Verbindliche Anti-Diskriminierungs-Schulungen fĂŒr alle Profis und Vereinsmitarbeiter
- Konsequente Ahndung von homophoben ĂuĂerungen und Verhaltensweisen
- Mehr Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen in FĂŒhrungspositionen des deutschen FuĂballs
- Kontinuierliche AufklÀrungsarbeit, besonders in Nachwuchsleistungszentren
Bis ein Coming-out im deutschen ProfifuĂball keine Sensation mehr ist, sondern NormalitĂ€t, haben wir als Gesellschaft und hat der FuĂball im Besonderen noch einen weiten Weg vor sich. Der Fall Behrens sollte als Weckruf verstanden werden â es reicht nicht, Regenbogenfahnen zu schwenken, wenn im Verborgenen homophobe Einstellungen weiter gedeihen.
Die Entscheidung des VfL Wolfsburg, Behrens' Vertrag nicht zu verlĂ€ngern, könnte ein kleines, aber wichtiges Signal sein, dass homophobes Verhalten im modernen FuĂball keinen Platz mehr haben sollte. Ob diese Botschaft in der Bundesliga wirklich ankommt, wird sich zeigen mĂŒssen.