Trotz Verbot: Budapest zeigt Mut – und was Deutschland davon lernen kann

Während in Deutschland Christopher Street Days (CSDs) als selbstverständliche Bürgerfeste gefeiert werden, kämpft Budapest um sein Recht auf Pride. Wie queer.de berichtet, will Bürgermeister Gergely Karácsony trotz des Verbots der Orbán-Regierung am 28. Juni eine Pride-Demonstration abhalten – als "städtische Veranstaltung" ohne offizielle Genehmigung.

Wenn Stolz zur Rebellion wird

"Jeder ist bei der Budapester Pride-Parade willkommen", verkündete Karácsony in einem mutigen Facebook-Video. Seine Botschaft ist klar: "Szabadságot és a szerelmet nem lehet betiltani" – Freiheit und Liebe lassen sich nicht verbieten. Diese Worte treffen ins Herz dessen, wofür Pride steht – und zeigen, wie kostbar diese Freiheit ist, wenn sie bedroht wird.

Die Situation in Budapest erinnert an die Anfänge der Pride-Bewegung, als queere Menschen für ihre bloße Existenz kämpfen mussten. Trotz der Repression zogen 2024 über 30.000 Menschen durch die ungarische Hauptstadt – ein Zeichen des Widerstands, das auch in Deutschland Beachtung finden sollte.

Deutschlands Solidarität auf dem Prüfstand

Während in Deutschland über 100 CSDs jährlich stattfinden – von Berlin bis in kleinste Gemeinden – wird in Budapest um das Grundrecht auf Versammlung gekämpft. Deutsche Politiker fordern bereits EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn, doch die Frage bleibt: Reicht das?

Pride der Organisator Máté Hegedűs betont: "Es ist unser verfassungsmäßiges Recht, uns friedlich zu versammeln." Diese Selbstverständlichkeit, die in Deutschland längst gegeben scheint, wird in Budapest zur mutigen Rechtfertigung. Human Rights Watch und Amnesty International dokumentieren, wie die Orbán-Regierung systematisch LGBTQ+-Rechte abbaut.

Europäische Parlamentarier zeigen Flagge

Die Ankündigung mehrerer EU-Parlamentarier, an der Budapester Pride teilzunehmen, sendet ein wichtiges Signal. Doch es zeigt auch, wie stark die Spaltung Europas bereits fortgeschritten ist. Während in Deutschland queere Sichtbarkeit zu Politik und Gesellschaft gehört, werden in Ungarn Teilnehmer von Pride-Veranstaltungen mit Gesichtserkennung überwacht.

Diese Entwicklung sollte auch die deutsche LGBTQ+-Community wachrütteln. Die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte – von der Ehe für alle bis zum Selbstbestimmungsgesetz – sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen verteidigt werden, auch über Ländergrenzen hinweg.

BrĂĽcken bauen statt Mauern errichten

Die internationale Solidarität mit Budapest Pride zeigt, wie wichtig transnationale Unterstützung ist. Deutsche CSDs könnten stärker auf die Situation in Ungarn aufmerksam machen – nicht nur durch Statements, sondern durch konkrete Partnerschaften und Austausch.

Karácsony's Mut erinnert daran, dass Pride nie nur Party war, sondern immer auch Protest. Sein Beispiel zeigt: Wo Rechte bedroht sind, braucht es Menschen, die aufstehen. Das gilt für Budapest – und bleibt auch für Deutschland eine wichtige Lektion.

Am 28. Juni werden die Augen Europas auf Budapest gerichtet sein. Die Frage ist: Werden wir nur zusehen – oder echte Solidarität zeigen?

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