In Manchester kam es am vergangenen Donnerstag (3. April) zu einem besorgniserregenden Vorfall von Hassverbrechen gegen Mitglieder der LGBTQ+-Community. Wie PinkNews berichtet, verbrannten MĂ€nner eine Pride-Flagge und bedrohten Teilnehmer:innen eines Trans-Picknicks mit einem Messer. Der Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Serie zunehmender Hassverbrechen gegen trans Personen ein â ein PhĂ€nomen, das leider auch in Deutschland zu beobachten ist.
Der Vorfall in Manchester
Die Organisation "Trans Mutual Aid Manchester" veranstaltete am 3. April ein gemeinschaftliches Trans-Picknick im Park. Laut Berichten nĂ€herten sich der Gruppe an diesem Tag zweimal verschiedene MĂ€nnergruppen mit der Absicht, die Teilnehmer:innen zu belĂ€stigen und einzuschĂŒchtern. Im ersten Vorfall rissen zwei MĂ€nner eine Progress-Pride-Flagge herunter, verbrannten sie vor der Gruppe und drohten, ein Mitglied mit einem Messer anzugreifen. SpĂ€ter erschien eine weitere Gruppe von MĂ€nnern, die Beschimpfungen rief und die verbliebenen Trans- und nicht-binĂ€ren Pride-Flaggen herunterriss.
GlĂŒcklicherweise wurde dank des schnellen Eingreifens mehrerer Gruppenmitglieder niemand körperlich verletzt. Die VorfĂ€lle wurden der Polizei gemeldet. In einer ErklĂ€rung bezeichnete die Organisation den Vorfall als "offensichtlichen Angriff auf unsere Gemeinschaft, verĂŒbt von Personen, die wissen, dass sie keine Konsequenzen fĂŒr ihren Angriff befĂŒrchten mĂŒssen".
Zunahme von Hassverbrechen gegen trans Personen
Zahlen vom Oktober 2024 zeigten eine "zutiefst beunruhigende" Anzahl von Hassverbrechen gegen trans Personen im Vereinigten Königreich. Im Jahr bis MĂ€rz 2024 wurden 4.780 transfeindliche Hassverbrechen gemeldet. Simon Blake, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der britischen LGBTQ+-Organisation Stonewall, betonte: "Ein Anstieg des Hasses gegen eine marginalisierte Gruppe schadet allen, einschlieĂlich der LGBTQ+-Community, und hat eine zersetzende Wirkung auf die gesamte Gesellschaft."
Parallele Entwicklung in Deutschland
Auch in Deutschland zeigt sich ein Ă€hnlich besorgniserregender Trend. Laut Statistiken des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen erfasst, was einen deutlichen Anstieg gegenĂŒber dem Vorjahr darstellt. Besonders alarmierend: Im Bereich "geschlechtsbezogene DiversitĂ€t", der Hassverbrechen gegen trans Personen einschlieĂt, wurden 854 FĂ€lle registriert, wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) berichtet.
Die Leipziger Autoritarismus Studie 2024 zeigt zudem, dass transfeindliche Einstellungen in Deutschland weit verbreitet sind. Ăber ein Drittel (37%) der Deutschen vertritt ein geschlossen transfeindliches Weltbild. Die Studie verweist auch auf einen hohen Zusammenhang zwischen transfeindlichen und extrem rechten, autoritĂ€ren Einstellungen.
Dunkelziffer deutlich höher
Expert:innen gehen davon aus, dass die tatsĂ€chliche Zahl transfeindlicher Ăbergriffe sowohl in GroĂbritannien als auch in Deutschland deutlich höher liegt als die offiziellen Statistiken. Viele Betroffene zeigen VorfĂ€lle aus Angst, Scham oder Misstrauen gegenĂŒber Behörden nicht an.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete die steigenden Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, queerfeindliche Gewalt klar zu benennen und gezielt zu verfolgen. Der LSVD fordert eine Verbesserung des Rechtsschutzes fĂŒr LSBTIQ*-Personen und mehr Ressourcen fĂŒr die BekĂ€mpfung queerfeindlicher HasskriminalitĂ€t.
Community-SolidaritĂ€t und SchutzmaĂnahmen
Die Organisation "Trans Mutual Aid Manchester" kĂŒndigte nach dem Vorfall an, verstĂ€rkte MaĂnahmen zur GewĂ€hrleistung der Sicherheit ihrer Veranstaltungen und ihrer Gemeinschaft zu ergreifen. "An diejenigen auĂerhalb der Trans-Community: Wir hoffen, dass dies ein Weckruf sein kann, um zu erkennen, welcher Art von grassierendem Missbrauch wir durch diejenigen ausgesetzt sind, die wissen, dass sie uns ungestraft angreifen können", erklĂ€rte die Gruppe.
Auch in Deutschland setzen Organisationen wie der Bundesverband Trans* und lokale Selbsthilfegruppen verstĂ€rkt auf Sicherheitskonzepte bei ihren Veranstaltungen. Bei Pride-Events und dem Christopher Street Day (CSD) werden zunehmend Awareness-Teams und Sicherheitspersonal eingesetzt, um die Teilnehmer:innen zu schĂŒtzen.
Hilfe und UnterstĂŒtzung
Wer in Deutschland transfeindliche Ăbergriffe erlebt oder beobachtet hat, kann sich an verschiedene Stellen wenden. Neben der Polizei (Notruf 110) bieten auch spezialisierte Beratungsstellen wie die Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder lokale LGBTQ+-Zentren UnterstĂŒtzung an. Die bundesweite Organisation Strong! â Support fĂŒr queere Gewaltbetroffene bietet zudem spezialisierte Hilfe fĂŒr Betroffene queerfeindlicher Gewalt an.
Der Vorfall in Manchester ist ein erneuter Weckruf, dass der Kampf gegen Transfeindlichkeit und fĂŒr die Sicherheit und WĂŒrde aller LGBTQ+-Personen sowohl in GroĂbritannien als auch in Deutschland fortgesetzt werden muss.