Tom Daley's Kampf mit negativem Körperbild: "Ich hasse mein Aussehen" - Ein Problem, das auch deutsche Athleten betrifft

Der britische Olympia-Star Tom Daley hat in einem bewegenden Interview mit The Pink News überraschend offene Einblicke in seinen jahrelangen Kampf mit Körperbildproblemen gegeben. "Ich hasse mein Aussehen", gestand der Turmspringer, der bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 Silber gewann, bevor er seine aktive Karriere beendete.

Vom Podium zur persönlichen Krise

Für viele mag es überraschend kommen, dass ausgerechnet Daley, der seit Jahren selbstbewusst in knappen Badehosen vor den Augen der Weltöffentlichkeit auftritt, unter schweren Selbstzweifeln leidet. In einem Interview zur Promotion seiner neuen Dokumentation "1.6 Seconds", die ab 1. Juni auf discovery+ zu sehen sein wird, sprach der 30-Jährige offen über seine Probleme.

"Ich hatte schon immer schreckliche Probleme mit meinem Körper während meiner Tauchkarriere. Jetzt, wo ich kein Athlet mehr bin, der sechs Stunden am Tag trainiert, hasse ich es besonders", erklärte Daley. "Rational betrachtet sollte ich völlig zufrieden sein, aber wenn ich Videos sehe, wie ich bei den Olympischen Spielen aussah, denke ich: Warum kann ich nicht wieder so aussehen?"

Ein Problem mit gesellschaftlicher Dimension

Daleys Geständnis wirft ein Schlaglicht auf ein Problem, das in Deutschland ebenso präsent ist. Studien des Bundesgesundheitsministeriums zeigen, dass besonders im Leistungssport der Druck, einem bestimmten Körperideal zu entsprechen, enorm ist. In Sportarten wie Turnen, Eiskunstlauf und Schwimmen leiden überdurchschnittlich viele Athletinnen und Athleten unter Essstörungen und negativem Körperbild.

Der zweifache Vater Daley, der 2013 sein Coming-out hatte und seit 2017 mit Dustin Lance-Black verheiratet ist, führt seine Essstörungen auf das Jahr 2012 zurück: "Ich erinnere mich, dass ich 2016 in den Spiegel schaute und mein Aussehen hasste. Zehn Jahre später wünschte ich mir, wieder so auszusehen. Warum konnte ich es damals nicht einfach wertschätzen?"

Doppelte Belastung für queere Sportler

Besonders schmerzhaft für Daley war die Überschneidung von Leistungssportdruck und den Schönheitsidealen in der schwulen Community: "Als ich in den Anfängen der sozialen Medien und der Schwulenkultur aufwuchs, wurde ich an so hohen Standards gemessen. Das ist wirklich schwierig."

Diese Problematik kennen auch deutsche LGBTQ+-Athleten. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat in den letzten Jahren vermehrt Programme initiiert, um queere Sportler zu unterstützen und Bewusstsein für die spezifischen Herausforderungen zu schaffen, mit denen sie konfrontiert sind.

In Deutschland haben sich mit Thomas Hitzlsperger (Fußball) und Balian Buschbaum (früher Yvonne Buschbaum, Stabhochsprung) prominente Sportpersönlichkeiten zu ihrer sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität bekannt und ebenfalls über den immensen Druck gesprochen, dem sie ausgesetzt waren.

Hoffnung auf Veränderung

Tom Daleys offene Worte könnten dazu beitragen, das Tabu rund um Körperbildprobleme bei männlichen Athleten zu brechen. "Jetzt muss ich einfach eine gesunde Beziehung zu meinem Körper aufbauen", sagt der Olympionike, der neben seiner Dokumentation bald auch in der Spielshow "Game of Wool" und in der Promi-Edition von "The Traitors" zu sehen sein wird.

Experten wie die Deutsche Gesellschaft für Sportpsychologie betonen, wie wichtig es ist, dass prominente Sportler wie Daley über ihre Probleme sprechen. Dies könne anderen Betroffenen Mut machen, sich ebenfalls Hilfe zu suchen und die Stigmatisierung psychischer Probleme im Leistungssport zu überwinden.

Daleys Dokumentation "1.6 Seconds" wird ab dem 1. Juni auf discovery+ verfügbar sein und verspricht tiefere Einblicke in seinen persönlichen Kampf mit Körperbildproblemen zu geben – ein Thema, das auch in der deutschen Sportwelt mehr Aufmerksamkeit verdient.

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