"Sei du selbst und sei stolz" - Irischer Polizeigewerkschaftschef outete sich und inspiriert LGBTQ+ Beamte

Mark O'Meara, Präsident der größten irischen Polizeigewerkschaft GRA (Garda Representative Association), hat sich in einem bewegenden Interview über seinen Weg des Coming-outs geöffnet und ermutigt andere LGBTQ+ Polizeibeamte, zu ihrer Identität zu stehen. In einem Gespräch mit der Garda Review teilte O'Meara seine persönliche Geschichte und sendete eine klare Botschaft: "Sei du selbst und sei stolz auf deine Sexualität, verstecke dich nicht davor."

Ein schwieriger Weg zur Authentizität

O'Meara, der sich in der Mitte seiner zweijährigen Amtszeit als Präsident der über 11.000 Mitglieder starken Gewerkschaft befindet, beschreibt den emotionalen Tribut, den das Verstecken seiner wahren Identität forderte. "Ich war verheiratet und hatte zwei Kinder, als ich erkannte, dass ich ehrlich zu mir selbst und zu meinen Mitmenschen sein musste", erzählt er. "Das Nicht-du-selbst-sein-können ist extrem schädlich – nicht nur körperlich, geistig und emotional, sondern es beeinflusst auch massiv dein Selbstvertrauen."

Seine Ehe endete 2014, nachdem die Belastungen zu groß geworden waren. "Die Dinge begannen mit der Zeit zu zerbrechen, und die Ehe litt darunter. Wir trafen die schwierige Entscheidung, uns zu trennen", erklärt O'Meara. Das Coming-out gegenüber seiner Ex-Frau und seinen beiden Kindern, die damals Teenager waren, beschreibt er als den schwierigsten Teil des Prozesses.

Parallelen in Deutschland: Mut zum Coming-out bei der Polizei

O'Mearas Geschichte findet auch in Deutschland Resonanz, wo LGBTQ+ Polizeibeamte ähnliche Herausforderungen durchleben. Wie Recherchen zeigen, kämpfen auch deutsche Polizisten mit der Entscheidung, sich am Arbeitsplatz zu outen. Der Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter (VelsPol), der 1994 gegründet wurde, setzt sich aktiv für die Rechte von LGBTQ+ Personen innerhalb der deutschen Polizei ein.

Bis 1994 war Homosexualität in Deutschland noch strafbar – eine historische Belastung, die das Coming-out für schwule Polizisten zusätzlich erschwerte. Heute gibt es in vielen deutschen Bundesländern Ansprechpersonen für LGBTIQ-Themen, die Polizeibeamte beim Coming-out begleiten und unterstützen.

Verantwortung als Vorbild

O'Meara, der in Tipperary im Südosten Irlands stationiert ist, sah sich in seiner einflussreichen Position als Gewerkschaftspräsident verpflichtet, offen über seine Sexualität zu sprechen. "Ich möchte meine Erfahrungen als schwuler Mann bei der Garda Síochána teilen und andere dazu inspirieren zu wissen, dass es in Ordnung ist, offen und ehrlich über die eigene Identität zu sein", erklärt er.

"Wenn ich nicht gesprochen hätte, wäre das unaufrichtig gegenüber meinen Kollegen gewesen, die vielleicht ähnlich empfinden und Ängste haben, sie selbst zu sein", fügt er hinzu. "Wenn dieses Interview auch nur einem Mitglied der GRA oder der Garda Síochána hilft, dann war es wert, meine Geschichte zu teilen."

Liebe und Akzeptanz finden

2018 heiratete O'Meara seinen Ehemann Rory in einer Zeremonie, an der bemerkenswerterweise auch seine Ex-Frau und seine Kinder teilnahmen – ein Zeichen für Heilung und Akzeptanz. "Nachdem ich meine Sexualität die meiste Zeit meines Lebens versteckt hatte, kann ich jetzt offen und ehrlich über diese schwierige Zeit sprechen", reflektiert er.

Seine Erfahrungen bei der irischen Polizei beschreibt O'Meara als durchweg positiv: "Ich habe nie homophobe oder machistische Einstellungen erlebt. Die Kollegen waren äußerst unterstützend." Diese Erfahrung steht in Kontrast zu Berichten aus Deutschland, wo Studien zeigen, dass fast alle befragten LGBTQ+ Polizisten von Ausgrenzungserfahrungen am Arbeitsplatz berichten.

Gesellschaftlicher Wandel und Hoffnung

O'Mearas Coming-out fällt in eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels. Irland feierte 2025 das zehnte Jubiläum der Ehe für alle – 2015 stimmten 62 Prozent der Bevölkerung für eine Verfassungsänderung, die gleichgeschlechtlichen Paaren das Recht auf Eheschließung gewährte. Diese historische Abstimmung machte Irland zum ersten Land weltweit, das die Ehe für alle durch ein Referendum einführte.

Seine Botschaft an andere LGBTQ+ Personen ist klar und ermutigend: "Es ist das Nicht-der-echte-du-sein, das deine Beziehungen zu anderen beeinflusst." Mit seiner Offenheit und seinem Mut als Führungspersönlichkeit setzt O'Meara ein wichtiges Zeichen für Authentizität und Stolz – nicht nur in Irland, sondern als Inspiration für LGBTQ+ Polizeibeamte weltweit.

Terug naar blog