In einem alarmierenden Fall von homophobem Mobbing an einer Berliner Grundschule hat sich der Queerbeauftragte der Hauptstadt, Alfonso Pantisano, eingeschaltet und deutliche Worte gefunden. Wie queer.de berichtet, wurde ein homosexueller Lehrer an der Carl-Bolle-Grundschule monatelang von Schülern aus muslimischen Familien beleidigt und gemobbt – mit Aussagen wie "Schwul ist ekelhaft" oder er werde "in der Hölle landen".
Klare Verantwortungszuweisung an Schulleitungen
"Alle Schulleitungen müssen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und alles dafür tun, dass die Kolleginnen und Kollegen sicher zur Arbeit und auch wieder nach Hause kommen", betonte Pantisano in seiner Reaktion auf den Vorfall. Der Queerbeauftragte, dessen offizielle Amtsbezeichnung "Ansprechperson der Landesregierung Berlin für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt" lautet, nimmt dabei besonders die Führungsebenen der Schulen in die Pflicht: "Wenn Schulleitungen im Jahr 2025 nicht sicherstellen, dass Vielfalt an der Schule akzeptiert und gelebt wird, ist das ein Problem."
Besonders besorgniserregend an dem aktuellen Fall ist die vom betroffenen Lehrer beklagte mangelnde Unterstützung durch Schulleitung und Schulaufsicht. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) wollte sich zu dem konkreten Fall nicht äußern, was Fragen zur Priorität des Themas in der Bildungspolitik aufwirft.
Zwischen Ablehnung und Akzeptanz
Die Situation an Berliner Schulen ist vielschichtig, wie Pantisano erläutert: "Es gibt Lehrerinnen und Lehrer, die auf Ablehnung und Angst treffen." Gleichzeitig betont er aber auch positive Entwicklungen: "Es gibt aber auch immer mehr Akzeptanz und Unterstützung queerer Lehrkräfte bei Kolleginnen und Kollegen oder Eltern." Laut Tagesspiegel müssen Schulen grundsätzlich als "Safe Space" für queere Jugendliche und Lehrkräfte funktionieren.
Der Queerbeauftragte hat bereits Kontakt mit dem betroffenen Lehrer aufgenommen und einen Gesprächstermin mit der Schulleitung sowie der Gesamtelternvertretung angefragt. "Wenn Schülerinnen und Schüler homophob auftreten, hat das sehr oft mit den Erziehungsberechtigten zu tun. Hier müssen alle Seiten angesprochen werden", erklärt Pantisano den ganzheitlichen Ansatz.
Unterstützungsangebote in Berlin
Ein wichtiger Aspekt in Pantisanos Botschaft ist der Hinweis auf bestehende Hilfsangebote: "Sollten Schulleitungen Unterstützung brauchen, dann gibt es in Berlin sehr viele Möglichkeiten dazu." Die Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Vielfalt bietet verschiedene Programme und Anlaufstellen, die Schulen bei der Bewältigung solcher Herausforderungen unterstützen können.
Diese Angebote richten sich nicht nur an Schulleitungen, sondern auch an Eltern, Lehrkräfte und Schüler*innen. "Dort können sie lernen, wie sie sorgfältig und umsichtig mit solchen Situationen und ihrem Umfeld umgehen. Und sie können lernen, dass Vielfalt keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung ist", so Pantisano.
Rechtliche Grundlagen gegen Diskriminierung
In Deutschland bieten das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sowie in Berlin zusätzlich das Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG) rechtliche Rahmenbedingungen zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Diese Gesetze stellen klar, dass homophobes Mobbing nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch rechtlich unzulässig ist.
Ein gesamtgesellschaftliches Problem
"Die traurige Erkenntnis ist, dass queere Menschen in jeder Lebenslage diskriminiert werden", resümiert Pantisano. Gleichzeitig verweist er auf positive gesellschaftliche Entwicklungen: "Anderseits gibt es inzwischen viel Akzeptanz von queerem Leben in der Gesellschaft." Diese Spannung zwischen zunehmender Akzeptanz einerseits und fortbestehender Diskriminierung andererseits verdeutlicht, wie wichtig ein konsequentes Eintreten für die Rechte und die Würde queerer Menschen in allen Lebensbereichen – besonders aber im Bildungssystem – bleibt.
Für queere Lehrkräfte und Schüler*innen, die von Diskriminierung betroffen sind, gibt es in Berlin verschiedene Beratungs- und Unterstützungsangebote, wie beispielsweise das Queer-Lexikon, das bundesweit Anlaufstellen vermittelt, oder spezifische Projekte wie Queerformat, die Bildungseinrichtungen bei der Umsetzung von Vielfalt und Akzeptanz unterstützen.