J.K. Rowling attackiert AsexualitĂ€t: "Ein Tag der falschen UnterdrĂŒckung" – Kontroverse am Internationalen Tag der AsexualitĂ€t

Die "Harry Potter"-Autorin J.K. Rowling hat erneut fĂŒr Empörung in der LGBTQ+-Community gesorgt. Wie PinkNews berichtet, veröffentlichte Rowling am 6. April, dem Internationalen Tag der AsexualitĂ€t, einen kontroversen Beitrag auf ihrem X-Account, in dem sie Menschen, die sich als asexuell identifizieren, verspottete.

Rowlings umstrittene Äußerungen

"Fröhlichen Internationalen Tag der falschen UnterdrĂŒckung an alle, die wildfremden Menschen mitteilen wollen, dass sie keinen Bock auf Sex haben", schrieb Rowling ĂŒber einer Grafik, die zur AufklĂ€rung ĂŒber AsexualitĂ€t dienen sollte. Die Autorin, die in den letzten Jahren bereits mehrfach mit transfeindlichen Äußerungen fĂŒr Aufsehen sorgte, legte in weiteren Kommentaren nach und fragte spöttisch: "Wie wissen asexuelle Menschen eigentlich, ob sie schwul oder hetero sind?" und forderte einen "Internationalen Tag der Genervtheit von diesem Mist".

Was bedeutet AsexualitÀt?

AsexualitĂ€t ist eine sexuelle Orientierung, die durch wenig bis keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen gekennzeichnet ist. Diese Orientierung ist Teil des LGBTQIA+-Spektrums, wobei das "A" explizit fĂŒr "asexuell" steht. Wie das deutsche Queer-Lexikon erklĂ€rt, ist AsexualitĂ€t Ă€ußerst vielfĂ€ltig und schließt verschiedene Erfahrungen ein. Wichtig zu verstehen ist, dass asexuelle Menschen durchaus romantische Beziehungen fĂŒhren können und dass AsexualitĂ€t nicht mit Aromantik (fehlende romantische Anziehung) gleichzusetzen ist.

AsexualitÀt in Deutschland

Auch in Deutschland gewinnt die asexuelle Community zunehmend an Sichtbarkeit. Organisationen wie AVEN Deutschland und A-Spektrum setzen sich fĂŒr die Anerkennung und Entstigmatisierung von AsexualitĂ€t ein. Der Internationale Tag der AsexualitĂ€t, der jĂ€hrlich am 6. April stattfindet, wird auch hierzulande mit Veranstaltungen und AufklĂ€rungskampagnen begangen.

Lisa MĂŒller vom Verein A-Spektrum betont im GesprĂ€ch mit Queerfeindlichkeit.de: "Die Behauptung, AsexualitĂ€t sei keine 'echte' UnterdrĂŒckungserfahrung, ignoriert die realen Diskriminierungen, mit denen asexuelle Menschen konfrontiert sind – von der Pathologisierung bis hin zu korrigierender sexueller Gewalt."

Kritik und Reaktionen

Rowlings Kommentare stießen auf breite Kritik. In den sozialen Medien wiesen viele Nutzer*innen darauf hin, dass asexuelle Menschen sehr wohl Diskriminierung erfahren – sei es durch gesellschaftlichen Druck, sich anzupassen, den stĂ€ndigen Zweifel an ihrer IdentitĂ€t oder sogar durch "korrigierende" sexuelle Übergriffe.

Ein Nutzer schrieb: "Warum ist es nötig, sich so zu verhalten? Wie schadet es Ihnen, dass diese Menschen existieren?" Ein anderer kommentierte: "Rowling versteht nicht einmal das Konzept romantischer Liebe", bezugnehmend auf ihre Frage, wie asexuelle Menschen ihre sexuelle Orientierung bestimmen könnten.

Rowlings Weg zur KontroversitÀt

Die Autorin, einst fĂŒr ihre inklusive Botschaft in den Harry-Potter-BĂŒchern gefeiert, steht seit Jahren wegen ihrer Äußerungen ĂŒber Transgender-Personen in der Kritik. Sie hat sich wiederholt gegen die Rechte von trans Menschen positioniert und wurde dafĂŒr von vielen ehemaligen Fans und sogar Harry-Potter-Darstellern wie Daniel Radcliffe öffentlich kritisiert.

In Deutschland fĂŒhrten ihre Äußerungen dazu, dass zahlreiche queere Harry-Potter-Fanclubs ihre TĂ€tigkeit einstellten oder sich ausdrĂŒcklich von der Autorin distanzierten, wie Queer.de berichtete. Die aktuelle Kontroverse um ihre Kommentare zur AsexualitĂ€t reiht sich in eine lange Liste von polarisierenden Aussagen ein, die die Autorin in den letzten Jahren getĂ€tigt hat.

Die Bedeutung von Sichtbarkeit fĂŒr asexuelle Menschen

WĂ€hrend Rowling AsexualitĂ€t als "falsche UnterdrĂŒckung" abtut, betonen Expert*innen die Wichtigkeit von Sichtbarkeit und Anerkennung fĂŒr diese oft ĂŒbersehene Gruppe. In Deutschland schĂ€tzt man, dass etwa 1% der Bevölkerung asexuell ist. Dennoch fehlt es an ReprĂ€sentation in Medien und öffentlichen Diskursen.

Thomas Köhler von der Beratungsstelle fĂŒr LSBTIQ+ in MĂŒnchen erklĂ€rt: "Die Abwertung von AsexualitĂ€t und die Behauptung, es handele sich nicht um eine 'echte' IdentitĂ€t, ist eine Form von Diskriminierung, die wir leider hĂ€ufig erleben. Solche Aussagen von prominenten Persönlichkeiten können großen Schaden anrichten und das Coming-out fĂŒr asexuelle Menschen noch schwieriger machen."

Der Fall Rowling zeigt einmal mehr, wie wichtig kontinuierliche AufklĂ€rungsarbeit und SolidaritĂ€t innerhalb der queeren Community ist – besonders fĂŒr IdentitĂ€ten, die oft unsichtbar bleiben oder deren LegitimitĂ€t in Frage gestellt wird.

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