Donald Trump Jr. hat jĂŒngst in einem Interview mit dem rechten Podcaster Benny Johnson fĂ€lschlicherweise behauptet, die "radikale transgender Bewegung" sei "die gewalttĂ€tigste innenpolitische Terrorbedrohung" in den USA. Diese haltlosen Anschuldigungen kommen zu einem Zeitpunkt, da die deutsche LGBTQ+-Community mit einem drastischen Anstieg queerfeindlicher Gewalt konfrontiert ist.
Ein gefÀhrlicher Mythos widerlegt
Trump Jr.s Behauptungen stehen im krassen Widerspruch zu wissenschaftlichen Fakten. Trans Menschen machen nur etwa 0,6 Prozent der US-Bevölkerung aus, doch Analysen der Washington Post zeigen, dass sie statistisch fĂŒr höchstens eine MassenerschieĂung verantwortlich sein könnten. TatsĂ€chlich werden 97 Prozent aller MassenerschieĂungen von cisgender MĂ€nnern verĂŒbt.
Noch erschreckender: Trans Menschen sind nicht die TĂ€ter, sondern die Opfer. Studien des Williams Institute belegen, dass trans Menschen viermal hĂ€ufiger Opfer von Gewaltverbrechen werden als der Bevölkerungsdurchschnitt. In den USA verdoppelten sich die Morde an trans Menschen zwischen 2017 und 2021 fast â von 29 auf 56 FĂ€lle.
Die deutsche RealitÀt: Hassverbrechen nehmen drastisch zu
Auch in Deutschland zeigen aktuelle Statistiken des Bundeskriminalamts einen alarmierenden Trend. 2023 registrierte die Polizei 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Menschen â das entspricht mehr als jedem zehnten Fall von HasskriminalitĂ€t. Besonders erschreckend: Im Bereich "geschlechtsbezogene DiversitĂ€t" verdoppelten sich die FĂ€lle um 105 Prozent auf 854 registrierte Straftaten.
"Die Zahlen sind erschreckend", kommentierte Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Entwicklung. Rund 18 Prozent der queerfeindlichen HasskriminalitÀt waren dabei Gewalttaten. Experten gehen zudem von einem erheblichen Dunkelfeld aus, da viele Betroffene aus Angst oder Scham keine Anzeige erstatten.
Wenn Worte zu Waffen werden
Der Kontext von Trump Jr.s ĂuĂerungen ist besonders perfide: Sie erfolgten nach der Verhaftung von Vance Boelter, einem 57-jĂ€hrigen evangelikalen Christen und Trump-AnhĂ€nger, der zwei demokratische Politiker und deren Ehepartner erschossen haben soll. Trotz der eindeutigen Faktenlage versuchte Trump Jr., den rechtsradikalen TĂ€ter als "links" zu bezeichnen und die Schuld auf trans Menschen zu verschieben.
Diese Rhetorik ist nicht nur faktisch falsch, sondern auch gefĂ€hrlich. Analysen des Southern Poverty Law Center zeigen, dass anti-trans Rhetorik direkt zu einer Zunahme von Gewalt gegen LGBTQ+-Menschen fĂŒhrt. Die Verbreitung solcher Mythen schaffe ein "feindseliges Umfeld", das Hassverbrechen befeuere.
Berlin als Brennpunkt queerfeindlicher Gewalt
In Deutschland ist Berlin besonders betroffen. 2023 wurden hier 588 Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen gemeldet, davon 127 mit körperlicher Gewalt. Interessant dabei: 70 Prozent der TatverdĂ€chtigen besaĂen die deutsche StaatsbĂŒrgerschaft. Die Gewalt konzentriert sich oft auf bestimmte Stadtteile, was die komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen beim Kampf gegen Queerfeindlichkeit verdeutlicht.
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert eine unabhĂ€ngige Expertenkommission, um systematisch alle Erscheinungsformen von LSBTIQ*-Feindlichkeit zu erfassen und wirksame GegenmaĂnahmen zu entwickeln.
Warum Desinformation tötet
Trump Jr.s ĂuĂerungen sind Teil einer koordinierten Kampagne zur DĂ€monisierung von trans Menschen. Prominente wie Elon Musk und verschiedene rechte Influencer verbreiten systematisch falsche Narrative ĂŒber angebliche "trans Gewalt" nach tragischen Ereignissen. Diese Propaganda hat reale Konsequenzen: Sie verstĂ€rkt Vorurteile, legitimiert Diskriminierung und kann zu tödlicher Gewalt fĂŒhren.
Besonders perfide ist dabei die Umkehrung der RealitĂ€t. WĂ€hrend trans Menschen tĂ€glich um ihr Leben und ihre Sicherheit fĂŒrchten mĂŒssen, werden sie als Bedrohung dargestellt. Diese TĂ€ter-Opfer-Umkehr ist ein klassisches Merkmal diskriminierender Rhetorik, die historisch immer wieder gegen Minderheiten eingesetzt wurde.
Die deutsche LGBTQ+-Community braucht jetzt mehr denn je SolidaritÀt und Schutz. Statt Mythen zu verbreiten, sollten wir uns auf die BekÀmpfung echter Bedrohungen konzentrieren: queerfeindliche Gewalt, die tÀglich das Leben von LSBTIQ*-Menschen gefÀhrdet und unsere demokratischen Werte bedroht.