Die russische Tennisspielerin Daria Kasatkina hat bestĂ€tigt, dass sie aufgrund ihrer HomosexualitĂ€t und ihrer kritischen Haltung zum Ukraine-Krieg keine andere Wahl hatte, als ihre StaatsbĂŒrgerschaft zu wechseln. Wie auf PinkNews berichtet wird, erhielt die 27-jĂ€hrige Weltranglisten-12. im MĂ€rz die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Australien und vertritt nun offiziell das Land bei Turnieren.
âIch hatte keine andere Wahl"
âMit allem, was in meinem frĂŒheren Land vor sich geht, hatte ich nicht viel Wahl", erklĂ€rte Kasatkina am Montag vor dem Charleston Open gegenĂŒber Journalisten. âFĂŒr mich als offen homosexuelle Frau, wenn ich ich selbst sein will, musste ich diesen Schritt machen, und das habe ich getan."
Kasatkina, die seit 2022 in einer Beziehung mit der russischen EiskunstlĂ€uferin Natalia Zabiiako lebt, hat Russland seit zweieinhalb Jahren nicht mehr besucht. Ihr Coming-out und ihre Kritik am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine machten eine RĂŒckkehr praktisch unmöglich.
LGBTQ+ Rechte in Russland: Eine bedrohliche Lage
In den letzten Jahren hat Russland die Rechte von LGBTQ+-Personen drastisch eingeschrĂ€nkt. Die russische Regierung hat die LGBTQ+-Bewegung als âextremistisch" eingestuft, was strafrechtliche Verfolgung ermöglicht. Das sogenannte âPropaganda-Gesetz" fĂŒhrte bereits zur Inhaftierung von Barbetreibern, der Festnahme von ĂŒber 50 Clubbesuchern und sogar zum UniversitĂ€tsausschluss eines schwulen Studenten wegen Make-up-Videos.
Auch kritische ĂuĂerungen zum Ukraine-Krieg werden hart bestraft, mit Geldstrafen und GefĂ€ngnisstrafen fĂŒr Antikriegsaktivisten. In diesem repressiven Umfeld sah Kasatkina keine Zukunft fĂŒr sich.
Parallelen zu deutschen LGBTQ+-Sportlern
Auch in Deutschland haben Sportlerinnen und Sportler mit Diskriminierung zu kĂ€mpfen, obwohl die rechtliche Situation deutlich besser ist. Deutschland gilt mit 87% Akzeptanz fĂŒr HomosexualitĂ€t in der Bevölkerung als eines der LGBTQ+-freundlichsten LĂ€nder der Welt â noch vor Australien mit 79%, wie Umfragen zeigen.
Der deutsche FuĂballprofi Thomas Hitzlsperger wagte sein Coming-out allerdings erst nach seiner aktiven Karriere, und bis heute gibt es keinen offen homosexuellen aktiven Spieler in der MĂ€nner-Bundesliga. Im Tennis hingegen gibt es mit Spielerinnen wie AmĂ©lie Mauresmo, die schon 1999 ihr Coming-out hatte, eine lĂ€ngere Tradition der Offenheit.
Ein neues Kapitel in Australien
FĂŒr Kasatkina beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. âAustralien ist ein Ort, den ich liebe, der unglaublich einladend ist und an dem ich mich absolut zu Hause fĂŒhle", erklĂ€rte sie in ihrem Statement. âIch freue mich darauf, mein Zuhause in Melbourne aufzubauen."
Tennis Australia begrĂŒĂte die Spielerin offiziell: âTennis Australia heiĂt Daria, die derzeit auf Platz 12 der Weltrangliste steht, herzlich in der australischen Tennisfamilie willkommen. Mit sofortiger Wirkung wird Daria als Australierin antreten, und wir wĂŒnschen ihr alles Gute fĂŒr ihre kommenden Turniere."
Die globale Dimension von LGBTQ+-Rechten
Kasatkinas Geschichte verdeutlicht die dramatischen Unterschiede bei LGBTQ+-Rechten weltweit. WĂ€hrend in Deutschland und anderen westlichen LĂ€ndern die gleichgeschlechtliche Ehe legal ist und Diskriminierungsschutz besteht, werden in Russland und vielen anderen LĂ€ndern grundlegende Menschenrechte fĂŒr LGBTQ+-Personen eingeschrĂ€nkt.
Der LGBTQI+ Travel Safety Index und andere Vergleichsindizes zeigen die enormen globalen Unterschiede auf. Diese RealitĂ€t zwingt viele LGBTQ+-Personen dazu, ihre Heimat zu verlassen â selbst erfolgreiche Sportlerinnen wie Daria Kasatkina.
Ihr Schritt erinnert daran, dass der Kampf fĂŒr LGBTQ+-Rechte global gefĂŒhrt werden muss und dass Zufluchtsorte wie Deutschland und Australien eine wichtige Rolle spielen, um Schutz und Freiheit zu bieten. FĂŒr Kasatkina beginnt nun ein neues Kapitel â eines, in dem sie sowohl ihre sportliche Karriere fortsetzen als auch offen und frei leben kann.