FBI fordert Hinweise auf Ärzte, die Transgender-Jugendliche behandeln - Bedrohliche Signale auch für Deutschland?

In den USA hat das FBI zu Beginn des Pride-Monats eine beunruhigende Maßnahme ergriffen: Die Bundesbehörde forderte öffentlich dazu auf, Krankenhäuser, Kliniken und Ärzte zu melden, die geschlechtsangleichende Behandlungen für Minderjährige durchführen. Der Vorgang, über den PinkNews berichtete, markiert eine weitere besorgniserregende Entwicklung für die LGBTQ+-Gemeinschaft unter der aktuellen US-Regierung.

Bedrohliche Rhetorik gegen Transgender-Gesundheitsversorgung

In einem öffentlichen Aufruf am 2. Juni erklärte das FBI, man wolle "Kinder schützen" und forderte die Bevölkerung auf, Informationen über medizinische Einrichtungen zu liefern, die angeblich "Kinder unter dem Deckmantel der geschlechtsbejahenden Behandlung verstümmeln". Die Wortwahl spiegelt die Rhetorik der US-Justizministerin Pam Bondi wider, die zuvor ankündigte, Ärzte unter dem Vorwurf der "weiblichen Genitalverstümmelung" strafrechtlich verfolgen zu wollen – ein Gesetz, das ursprünglich zum Schutz vor kulturell bedingten Praktiken wie Beschneidung bei Mädchen geschaffen wurde.

Experten weisen darauf hin, dass es keine Belege dafür gibt, dass in den USA geschlechtsangleichende Operationen an Kindern unter 18 Jahren durchgeführt werden. Lediglich einige Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren erhalten in bestimmten Fällen weniger invasive Eingriffe wie die Mastektomie ("Top-Surgery"). Die überwiegende Mehrheit der Behandlungen für Transgender-Jugendliche besteht aus Psychotherapie und in manchen Fällen aus reversiblen Pubertätsblockern.

Parallelen zu Deutschland: Wachsende Bedrohung für Transgender-Rechte

Während die Entwicklung in den USA besorgniserregend ist, zeigen sich auch in Deutschland beunruhigende Tendenzen. Obwohl das im Januar 2024 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz einen Fortschritt für die rechtliche Anerkennung der Geschlechtsidentität darstellt, gibt es gleichzeitig politische Bestrebungen, diesen Fortschritt rückgängig zu machen.

So hat die CDU/CSU bereits angekündigt, das Selbstbestimmungsgesetz bei einem Regierungswechsel wieder abschaffen zu wollen. Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, hat sich wiederholt kritisch gegenüber Transgender-Rechten geäußert. Ebenso gibt es Bestrebungen, den Zugang zu geschlechtsangleichenden Behandlungen für minderjährige Transgender-Personen einzuschränken.

Julia Monro, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität, zeigt sich besorgt: "Was in den USA passiert, könnte auch hier Schule machen. Die Rhetorik gegen Transgender-Personen wird auch in Deutschland zunehmend aggressiver und bedient sich ähnlicher Falschbehauptungen."

Deutsche Gesundheitsversorgung für Transgender-Personen unter Druck

Anders als in den USA ist die Gesundheitsversorgung für Transgender-Personen in Deutschland grundsätzlich durch die gesetzlichen Krankenkassen abgedeckt. Allerdings bestehen erhebliche Hürden: Für die Kostenübernahme von Hormonbehandlungen und Operationen sind umfangreiche psychologische Gutachten erforderlich, und die Wartezeiten für spezialisierte Behandlungen können mehrere Jahre betragen.

Zudem sorgte ein Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2023 für Unsicherheit, da es die Grundlage für die Kostenübernahme geschlechtsangleichender Operationen in Frage stellte. Transgender-Aktivist*innen befürchten, dass konservative politische Kräfte diese Unsicherheit nutzen könnten, um den Zugang zu medizinischer Versorgung weiter einzuschränken.

Internationale Solidarität gefordert

Die deutsche Bundesregierung hat bereits eine Reisewarnung für Transgender- und nicht-binäre Personen herausgegeben, die in die USA reisen wollen. Dies unterstreicht die wachsende Besorgnis über die Verschlechterung der Situation für LGBTQ+-Personen in den Vereinigten Staaten.

"Die Entwicklungen in den USA sind ein Weckruf für uns alle", sagt Tessa Ganserer, Bundestagsabgeordnete und selbst transgender. "Wir müssen wachsam bleiben und uns entschieden gegen jede Form der Diskriminierung und Stigmatisierung stellen. Die Gesundheitsversorgung von Transgender-Personen ist keine ideologische Frage, sondern ein Menschenrecht."

Während des Pride Month 2025 steht die LGBTQ+-Community vor wachsenden Herausforderungen. Der Aufruf des FBI zu Denunziationen von Ärzt*innen erinnert an dunklere Zeiten und verdeutlicht, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder in Gefahr geraten können – auch in vermeintlich fortschrittlichen Demokratien.

Transgender-Organisationen in Deutschland rufen daher zu verstärkter Solidarität und Wachsamkeit auf. Sie betonen, dass die medizinische Versorgung von Transgender-Personen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und Leben rettet, nicht gefährdet. Der internationale Pride Month sei daher in diesem Jahr wichtiger denn je, um für diese grundlegenden Rechte einzustehen.

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