Die University of Warwick in Großbritannien steht derzeit unter heftiger Kritik, nachdem sie vorübergehend eine Richtlinie eingeführt hatte, die den Zugang zu Toiletten für Transgender-Personen einschränkt. Die ursprüngliche Nachricht wurde von PinkNews berichtet, während die Debatte über die Rechte von trans Personen auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Was ist an der University of Warwick passiert?
Die britische Universität hatte kurzzeitig ihren "Trans Inclusion Code of Conduct" aktualisiert und darin festgelegt, dass Transgender-Studierende und Mitarbeitende nur entweder geschlechtsneutrale Toiletten oder solche benutzen dürfen, die ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entsprechen. Nach heftigen Protesten befindet sich die Richtlinie nun "unter Überprüfung".
Die vorgeschlagene Regelung besagte wörtlich, dass trans Personen "Einrichtungen wie Toiletten und Umkleideräume nutzen dürfen, die (1) für das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht der trans Person bestimmt sind oder (2) die als geschlechtsneutral gekennzeichnet sind". Ausdrücklich verboten wurde die Nutzung von geschlechtsspezifischen Räumen, die nicht dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entsprechen.
Reaktionen und Kritik
Studierende reagierten empört auf Reddit und warfen der Universität "Pink-Washing" vor – also das Vortäuschen von LGBTQ+-Freundlichkeit, während tatsächlich diskriminierende Maßnahmen ergriffen werden. Ein Nutzer fragte provokativ: "Ich möchte wissen, wo die Richtlinie für cis-Personen ist. Dürfen jetzt alle Toiletten benutzen, sofern sie nicht trans sind?"
Andere rieten betroffenen Studierenden, sich mit der University and College Union (UCU) in Verbindung zu setzen, die sich erst im April erneut zur Bekämpfung von Diskriminierung gegen LGBTQ+-Personen bekannt hatte.
Rechtlicher Hintergrund in Großbritannien
Die Universität beruft sich auf eine Handreichung der britischen Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC), die wiederum auf einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs basiert. Dieser hatte festgelegt, dass die Definition einer "Frau" im Gleichstellungsgesetz von 2010 nur für "biologische Frauen" gilt. Die Richtlinien der EHRC sind jedoch nicht rechtsverbindlich und können nicht gesetzlich durchgesetzt werden.
Die Situation in Deutschland
In Deutschland verfolgen Universitäten einen deutlich anderen Ansatz. Viele deutsche Hochschulen haben in den letzten Jahren "All-Gender-Toiletten" eingerichtet, um einen diskriminierungsfreien Zugang für alle Geschlechtsidentitäten zu gewährleisten. Anders als in Großbritannien gibt es in Deutschland keine bundeseinheitlichen Regelungen zur Toilettennutzung für Transgender-Personen – die Verantwortung liegt bei den Bildungseinrichtungen selbst.
Die Universität Hamburg hat beispielsweise ein umfassendes Konzept für All-Gender-Toiletten entwickelt. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat bereits an 25 Standorten geschlechtsneutrale Toiletten eingerichtet, zusätzlich zu den bestehenden Toiletten für Frauen und Männer. Auch die Universität Greifswald führt im Sommersemester 2025 All-Gender-Toiletten ein.
Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) betont, dass die Toilettenwahl für viele trans, inter und nicht-binäre Personen mit Ängsten verbunden ist. Diskriminierung und Belästigung beim Toilettengang können zu sozialer Isolation führen und stellen ein echtes Problem im Alltag dar.
Ein internationaler Vergleich
Während Großbritannien in den letzten Jahren eine zunehmend restriktive Haltung gegenüber Transgender-Rechten eingenommen hat, gilt Deutschland im internationalen Vergleich als vergleichsweise fortschrittlich – wenn auch mit Verbesserungspotenzial. Kanada hat 2017 den "Canadian Human Rights Act" geändert, um Geschlechtsidentität und -ausdruck explizit zu schützen, und seither müssen öffentliche Gebäude und Universitäten geschlechtsneutrale Toiletten anbieten. Schweden gilt als Vorreiter in Sachen Geschlechtergerechtigkeit und verfügt über zahlreiche geschlechtsneutrale Toiletten, besonders in Stockholm.
Fazit
Die Kontroverse an der University of Warwick zeigt exemplarisch, wie die Debatte um Transgender-Rechte auch im akademischen Umfeld geführt wird. Während in Großbritannien derzeit ein zunehmend restriktives Klima herrscht, setzen deutsche Hochschulen mehrheitlich auf Inklusion durch die Einrichtung von All-Gender-Toiletten. Die Erfahrungen aus Ländern wie Kanada und Schweden legen nahe, dass ein inklusiver Ansatz möglich ist, ohne die Sicherheit oder Privatsphäre anderer zu gefährden.
Für Betroffene und Interessierte in Deutschland bieten Organisationen wie das TransInterQueer e.V. Informationen und Beratung zum Thema diskriminierungsfreie Toilettennutzung.