USA Fechten hat eine offizielle Erklärung veröffentlicht, nachdem die Fechterin Stephanie Turner disqualifiziert wurde, weil sie sich weigerte, gegen eine Transgender-Athletin anzutreten. Der Vorfall, der sich kürzlich bei einem Turnier ereignete, wirft Fragen zur Teilnahme von Transgender-Athleten im Sport auf – ein Thema, das auch in Deutschland unterschiedlich gehandhabt wird. Die ursprüngliche Berichterstattung findet sich auf PinkNews.
Der Vorfall: Turners Protest und Disqualifikation
Die 31-jährige Stephanie Turner erhielt während eines Frauen-Florett-Turniers am 30. März an der University of Maryland die "Schwarze Karte" (Disqualifikation), nachdem sie sich geweigert hatte, gegen die Transgender-Athletin Redmond Sullivan anzutreten. Vor dem Beginn des Gefechts kniete Turner vor Sullivan nieder und verweigerte den Kampf.
Laut Augenzeugenberichten wandte sich Turner an den Schiedsrichter mit den Worten: "Es tut mir leid, ich kann das nicht tun. Ich bin eine Frau, und das ist ein Mann, und dies ist ein Frauen-Turnier. Ich werde nicht gegen diese Person fechten." Die Disqualifikation erfolgte gemäß den Richtlinien des Internationalen Fechtverbandes (FIE), die festlegen, dass sich ein Fechter nicht ohne triftigen Grund weigern darf, gegen einen ordnungsgemäß gemeldeten Gegner anzutreten.
Die Reaktion von USA Fechten
USA Fechten veröffentlichte am 3. April eine Erklärung, in der der Verband betonte, dass er "Hassrede oder gezielten Hass jeglicher Art" nicht toleriere. "USA Fechten bleibt einer inklusiven, respektvollen Gemeinschaft für alle in unserem Sport verpflichtet", heißt es in der Erklärung. "Wir glauben an das Prinzip, sichere Gemeinschaften zu schaffen, in denen alle Athleten und Gemeinschaftsmitglieder einen Platz haben."
Der Verband erklärte weiter, dass sie verstehen, dass es "eine Reihe von Perspektiven" gibt, und fügte hinzu, dass sie einen "respektvollen, forschungsbasierten Dialog" anstreben und die Richtlinien im Einklang mit der Entwicklung der Olympischen und Paralympischen Bewegung sowie des nationalen Rechts überprüfen werden.
Gegenüber BBC Sport betonte USA Fechten, dass "im Fall von Stephanie Turner" die Disqualifikation "nicht mit einer persönlichen Äußerung zusammenhängt, sondern lediglich das direkte Ergebnis ihrer Entscheidung war, nicht gegen einen berechtigten Gegner anzutreten."
Vergleich mit deutschen Sportrichtlinien
Während in den USA die Debatte über Transgender-Athleten im Sport kontrovers bleibt, hat Deutschland in einigen Sportarten einen progressiveren Ansatz gewählt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat beispielsweise 2022 beschlossen, dass Transgender-, intersexuelle und nicht-binäre Spieler*innen selbst entscheiden dürfen, ob sie in Frauen- oder Männermannschaften spielen möchten. Diese wegweisende Entscheidung basiert auf der Überzeugung, dass unterschiedliche körperliche Stärken und Fähigkeiten bei allen Menschen ohnehin vorhanden sind und nur im Team zum Erfolg führen.
Deutschland gilt allgemein als eines der LGBTQ+-freundlichsten Länder in Europa und nimmt auch bei der Integration von Transgender-Personen im Sport eine Vorreiterrolle ein. Verschiedene deutsche Sportverbände entwickeln zunehmend inklusivere Richtlinien, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und gleichzeitig versuchen, allen Athleten gerecht zu werden.
Die breitere Debatte
Die Kontroverse um Turners Disqualifikation fällt in eine Zeit, in der die Zukunft der Transgender-Inklusion bei den Olympischen Spielen und Paralympics durch die Ernennung der neuen IOC-Chefin Kirsty Coventry unsicher erscheint. Coventry hat angekündigt, dass sie darauf abzielt, "die weibliche Kategorie" vor Transgender-Athleten zu "schützen".
In Deutschland wird dagegen zunehmend der Ansatz verfolgt, individuelle Lösungen zu finden, die sowohl die Inklusion fördern als auch einen fairen Wettbewerb gewährleisten. Hier wird verstärkt auf Bildung, Dialog und wissenschaftliche Forschung gesetzt, um tragfähige Regelungen zu entwickeln.
USA Fechten schloss seine Erklärung mit dem Hinweis: "USA Fechten wird sich immer auf die Seite der Inklusion stellen, und wir sind bestrebt, die Richtlinien zu ändern, wenn mehr relevante evidenzbasierte Forschungsergebnisse vorliegen." Redmond Sullivan beendete das Turnier auf dem 24. Platz unter 39 Teilnehmerinnen.
Fazit: Unterschiedliche Ansätze zur Inklusion
Der Fall Stephanie Turner zeigt exemplarisch die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Frage der Transgender-Teilnahme im Sport. Während in den USA oft noch kontroverse Debatten geführt werden, hat Deutschland in einigen Sportarten bereits konkrete Schritte unternommen, um eine Balance zwischen Inklusion und Fairness zu finden. Die Sammlung von "Good Practices" zur institutionellen Inklusion von Athleten unterschiedlicher Geschlechter, die Erfahrungen aus verschiedenen europäischen Ländern zusammenführt, könnte dabei als Vorbild für internationale Sportverbände dienen.
Letztendlich geht es darum, Wege zu finden, wie der Sport inklusiver werden kann, ohne die Grundprinzipien des fairen Wettbewerbs zu gefährden – eine Herausforderung, der sich Sportverbände weltweit stellen müssen.