US-Regierung stoppt Überwachung von Hasskriminalität gegen Trans-Personen – Deutschland geht anderen Weg

Die US-Regierung plant offenbar, die Erfassung von Gewalt gegen Transgender-Personen in offiziellen Statistiken zu beenden. Laut einem Bericht von PinkNews zeigen durchgesickerte Dokumente, dass das Bureau of Justice Statistics, eine Abteilung des US-Justizministeriums, Fragen zur Geschlechtsidentität aus bundesweiten Erhebungen über Gewaltverbrechen entfernt hat.

Systematische Löschung von Trans-Identitäten aus Bundesstatistiken

Die Änderungen betreffen mindestens vier wichtige Bundeserhebungen, darunter die "National Crime Victimization Survey" (NCVS), die "Survey on Sexual Victimization" (SSV) und die "Survey of Inmates in Local Jails" (SILJ). Eine Frage zum "bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht" wurde modifiziert, um trans-inklusive Formulierungen zu entfernen, während eine weitere Frage zur Geschlechtsidentität der Opfer komplett gestrichen wurde.

Diese Entscheidung folgt einer im Januar von US-Präsident Donald Trump unterzeichneten Exekutivanordnung, die erklärt, dass die US-Regierung nur "zwei Geschlechter - männlich und weiblich" anerkennt. Seither haben öffentliche Behörden in den USA begonnen, Richtlinien umzusetzen, die systematisch jegliche Erwähnung von Trans-Personen aus offiziellen Dokumenten oder öffentlichen Aufzeichnungen tilgen.

Auswirkungen auf besonders gefährdete Gruppen

Ilan Meyer vom Williams Institute der UCLA bezeichnete diese Entscheidung als "verheerend" für das "Verständnis der Gesundheit und des Wohlbefindens von LGBT-Bevölkerungsgruppen". Solche Daten seien entscheidend für die Festlegung politischer Ziele und Interventionsmaßnahmen.

Besonders problematisch ist die Situation für LGBTQ+-Jugendliche in Haftanstalten, die überproportional häufig Opfer von Gewalt und Missbrauch werden. Linda McFarlane, Geschäftsführerin von Just Detention International, erklärte gegenüber The Appeal, dass die bisher erhobenen Statistiken halfen, eine "formelle Aufzeichnung" zu erstellen, um das Ausmaß der Gewalt in den USA zu verstehen. "Jetzt kehrt die Regierung diesen Kindern den Rücken zu, und das unter dem Deckmantel der Dunkelheit, ohne jede Möglichkeit für öffentliche Kommentare", sagte sie.

Deutschland geht entgegengesetzten Weg

Im Gegensatz zu den USA hat Deutschland in den letzten Jahren seine Bemühungen verstärkt, Hasskriminalität gegen LGBTIQ*-Personen zu dokumentieren und zu bekämpfen. Seit 2019 ist es möglich, das Geschlecht "divers" im KPMD-PMK-System des Bundeskriminalamts zur Erfassung politisch motivierter Straftaten anzugeben, wie das Berlin Monitoring berichtet.

Seit 2023 gelten in Deutschland zudem härtere Strafen, wenn sich Straftaten gegen LGBTIQ+-Personen richten und durch Hass motiviert sind. Die Berliner Staatsanwaltschaft verfolgt grundsätzlich jede Beschwerde, da ein öffentliches Interesse an der Aufklärung und Verfolgung solcher Straftaten besteht, wie die Senatsverwaltung für Justiz mitteilt.

Alarmierende Zahlen in beiden Ländern

Die Statistiken in beiden Ländern zeigen, dass Trans-Personen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, Opfer von Gewalt zu werden. In den USA sind Transgender-Personen mehr als viermal so häufig von Gewaltverbrechen betroffen. Inhaftierte Trans-Personen erleben sexuelle Gewalt sogar mehr als zwölfmal so häufig wie andere Inhaftierte.

In Deutschland haben laut einer Erhebung zwei Drittel der befragten Trans*-Personen (66%) in den letzten fünf Jahren Gewalt erlebt, fast die Hälfte (48,2%) im letzten Jahr. Menschen, die von ihrem äußeren Erscheinungsbild als trans* erkannt werden, sind deutlich häufiger Gewalt ausgesetzt. In Berlin erreichte die Zahl der erfassten queerfeindlichen Delikte im Jahr 2023 mit 588 Fällen einen neuen Höchststand.

Bedeutung statistischer Erfassung für den Schutz

Die Entscheidung der US-Regierung steht im Widerspruch zu Empfehlungen von Menschenrechtsorganisationen und Forschungsinstituten. "Ohne genaue Daten können wir weder das Ausmaß der Gewalt gegen Transgender-Personen verstehen noch wirksame Schutzmaßnahmen entwickeln", erklärt Petra Köpping, Gleichstellungsministerin in Sachsen, gegenüber Pride.Direct.

Während Deutschland versucht, seine Datenerfassung zu verbessern und gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln, signalisiert die US-Entscheidung einen besorgniserregenden Rückschritt im Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt. Für die betroffenen Gemeinschaften in den USA bedeutet dies nicht nur einen symbolischen Akt der Ausgrenzung, sondern hat konkrete Auswirkungen auf ihre Sicherheit und ihren Zugang zu Schutz und Gerechtigkeit.

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