Trump-Regierung fördert Trans-"Konversionstherapie" - Deutsche Gesetze bieten nur unzureichenden Schutz

Das amerikanische Gesundheitsministerium hat am Donnerstag einen 400-seitigen Bericht veröffentlicht, der trans Menschen statt medizinischer Geschlechtsangleichung eine sogenannte "explorative Therapie" empfiehlt – ein Euphemismus für Konversionstherapie. Diese Entwicklung wirft auch in Deutschland Fragen zum Schutz von trans Personen auf, wo seit 2020 lediglich ein Teilverbot dieser umstrittenen Praxis besteht.

Orwellsche Umdeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse

Die Trump-Administration behauptet, es gäbe "immer mehr wissenschaftliche Beweise" für die Risiken geschlechtsangleichender Maßnahmen – obwohl der Bericht selbst einräumt, dass Beweise "dünn und uneindeutig" seien. LGBTI-Organisationen bezeichnen diese Kommunikation als "orwellsch" und als gefährliche Leugnung jahrzehntelanger Forschung. Shannon Minter vom "National Center for Lesbian Rights" kritisiert: "Der neue Bericht missachtet Jahrzehnte von wissenschaftlichen Erkenntnissen und ersetzt diese durch Propaganda."

Die Realität sieht anders aus: Eine Studie der Princeton-Universität von 2023 belegt, dass 96 Prozent der trans Menschen geschlechtsanpassende Maßnahmen in ihrer Jugend nicht bereuten – eine höhere Zufriedenheitsrate als bei vielen anderen medizinischen Eingriffen wie Knieoperationen, die etwa 20 Prozent der Patienten später bereuen.

Deutschland: Lückenhaftes Verbot mit Schlupflöchern

Die Situation in Deutschland unterscheidet sich zwar von den USA, weist jedoch beunruhigende Parallelen auf. Das 2020 eingeführte Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen (KonvBehSchG) verbietet diese Praktiken nur bei Minderjährigen vollständig. Bei Erwachsenen sind sie nur verboten, wenn die Einwilligung durch Zwang, Drohung oder Täuschung zustande kommt. Selbst Jugendliche können unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin solchen "Therapien" unterzogen werden.

LGBTI-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland fordern seit langem die Beseitigung dieser Ausnahmeregelungen und ein umfassendes Verbot ohne Schlupflöcher. Die aktuelle Diskussion in den USA könnte den Druck auf die deutsche Bundesregierung erhöhen, diese Forderungen endlich umzusetzen.

Globaler Konsens gegen "Konversionstherapien"

Der Weltärztebund stellte erst 2023 klar, dass Konversionstherapien eine "Bedrohung für die Gesundheit und die Menschenrechte" darstellen und zu schwerwiegenden Folgen wie Angstzuständen, Depressionen und erhöhtem Suizidrisiko führen können. Auch die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung lehnt solche Praktiken entschieden ab und betont, dass Transgeschlechtlichkeit keine Krankheit ist, die "geheilt" werden müsste.

Der Vorstoß der Trump-Administration steht im krassen Gegensatz zu dieser wissenschaftlichen Einschätzung und reiht sich in eine Serie von Maßnahmen ein, mit denen die Rechte von trans Menschen in den USA systematisch beschnitten werden – vom Militärdienstverbot bis hin zu Einschränkungen im Sportbereich.

Anonyme Autoren – legitime Fachexpertise?

Besonders beunruhigend: Die Autoren des umstrittenen Berichts bleiben anonym – angeblich um die "Integrität des Prozesses" zu schützen. Dies weckt Zweifel an ihrer Fachkompetenz und möglichen Interessenkonflikten. In Deutschland wäre eine solche Geheimhaltung in einem vergleichbaren offiziellen Dokument kaum denkbar und würde vermutlich auf entschiedenen Widerstand stoßen.

Die jüngste Entwicklung in den USA macht deutlich, wie fragil die Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten sein können und wie wichtig ein umfassender gesetzlicher Schutz ist. Für Deutschland bedeutet dies: Das bestehende Teilverbot von Konversionstherapien reicht nicht aus. Eine umfassende Reform, die den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zur Geschlechtsidentität gerecht wird und trans Menschen vollständig vor schädlichen Praktiken schützt, ist überfällig.

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