Transfrau in Texas gezwungen zu kündigen: Rechte Online-Kampagne zerstört Lehrerinnen-Karriere - Deutsche Lehrkräfte ebenfalls unter Druck

Eine Transgender-Lehrerin in Texas wurde nach einer gezielten Online-Kampagne gezwungen, ihren Beruf aufzugeben. Wie PinkNews berichtet, reichte Rosie Sandri am 31. März ihre Kündigung ein, nachdem die rechtsgerichtete Social-Media-Plattform "Libs of TikTok" eines ihrer Videos aufgegriffen und millionenfach verbreitet hatte.

Eine Lehrerin im Visier rechter Online-Hetze

Rosie Sandri unterrichtete seit drei Jahren Englisch an der Red Oak High School in Texas. Vor sieben Monaten outete sie sich als Transfrau. In ihren TikTok-Videos sprach sie offen über ihre Erfahrungen und teilte mit, dass ihre 15- und 16-jährigen Schüler:innen ihre Identität respektierten und die korrekten Pronomen verwendeten. In einem Video bezeichnete sie sich als "transgender goddess".

Die Situation eskalierte, als der rechte Social-Media-Account "Libs of TikTok" mit mehr als vier Millionen Followern eines ihrer Videos teilte, sie dabei bewusst mit ihrem früheren Namen benannte (Deadnaming) und falsche Pronomen verwendete. Der begleitende Text fragte provokativ: "Würden Sie sich wohlfühlen, wenn diese Person Ihr Kind unterrichten würde?" Der Post wurde über sechs Millionen Mal angesehen und löste eine Welle der Empörung aus.

Der republikanische Abgeordnete Brian Harrison teilte den Beitrag auf X/Twitter und forderte die sofortige Entlassung Sandris mit den Worten: "Öffentliche Schulen (und die Grundsteuern, die sie finanzieren) sind für Bildung... nicht für linke Indoktrination da!" Nach der Kündigung äußerte er sich stolz darauf, zu ihrer Entfernung beigetragen zu haben.

Ein zerstörter Traumberuf

"Als ich diese Kündigung unterschrieb, fühlte es sich an, als würde mir mein Traum genommen", erklärte Sandri gegenüber NBC News. Sie hatte seit ihrem fünften Lebensjahr davon geträumt, Lehrerin zu werden. Vor ihrer Kündigung wurde sie für zwei Tage beurlaubt, während eine Untersuchung stattfand. Die Schule hatte zudem Drohungen erhalten.

Nach Sandris Rücktritt erhielten andere Lehrkräfte eine E-Mail mit dem Hinweis: "Ihre Meinungsfreiheit ist nicht frei von Konsequenzen, wenn sie zu einer Störung Ihrer Arbeitsfähigkeit führt."

Systematische Angriffe auf LGBTQ+-Lehrpersonen

Der Fall Sandri ist kein Einzelfall. "Libs of TikTok" hat sich auf das gezielte "Outing" von LGBTQ+-freundlichen Lehrkräften und Veranstaltungen spezialisiert. Eine Untersuchung von Vice aus dem Jahr 2023 belegte, dass Schulen in den USA Bombendrohungen erhielten, nachdem sie von dem Account ins Visier genommen worden waren.

Expert:innen bezeichnen "Libs of TikTok" als Teil einer Radikalisierungs-Pipeline der amerikanischen Rechten, die Transfeindlichkeit schürt und das Narrativ des "Schutzes der Kinder" als Vorwand nutzt, um gegen LGBTQ+-Personen vorzugehen und sie mit Pädophilen gleichzusetzen.

Auch in Deutschland: Transfeindlichkeit an Schulen

Auch in Deutschland sind Schulen häufig Orte von Homo- und Transfeindlichkeit. Schule der Vielfalt, ein bundesweites Netzwerk gegen Diskriminierung, berät Schulen und Lehrkräfte in 14 von 16 Bundesländern, um ein diskriminierungsfreies Umfeld zu schaffen.

Studien zeigen, dass diskriminierende Verhaltensweisen wie die Verwendung von "schwul" als Schimpfwort an deutschen Schulen weit verbreitet sind. Viele LGBTQ+-Personen vermeiden es, ihre Identität in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz oder in der Schule zu zeigen, was den falschen Eindruck erwecken kann, dass Homo- und Transfeindlichkeit kein relevantes Problem sei.

Während in Deutschland systematische Online-Kampagnen gegen einzelne LGBTQ+-Lehrkräfte bisher weniger verbreitet sind als in den USA, zeigt der Fall Sandri, wie schnell soziale Medien zur Waffe gegen vulnerable Gruppen werden können – und welche realen Konsequenzen dies für die Betroffenen hat.

Präventive Maßnahmen wie das Durchsetzen eines Verbots aller homophoben und transphoben Schimpfworte, die Aufklärung über sexuelle Vielfalt im Unterricht und die Einladung von Bildungsträgern für Workshops zu diesem Thema können helfen, ein respektvolles und inklusives Schulklima zu schaffen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bietet Beratung und Unterstützung für Betroffene von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität.

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