Am Ostermontag wurde eine junge Frau Opfer eines transfeindlichen Angriffs am Hamburger Jungfernstieg. Wie die Polizei laut queer.de berichtet, wurde die 20-Jährige gegen 20:25 Uhr von fünf jungen Männern zunächst beleidigt und anschließend mit Getränkedosen beworfen. Dieser Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung zunehmender Hasskriminalität gegen queere Menschen in Deutschland ein.
Die Tat und die Täter
Nach bisherigen Erkenntnissen des für Hasskriminalität zuständigen Landeskriminalamtes (LKA 73) ereignete sich der Vorfall am Alsteranleger. Die Gruppe junger Männer beleidigte die 20-Jährige in mutmaßlich transphober Absicht und bewarf sie im Anschluss mit Getränkedosen. Glücklicherweise wurde die Frau nicht getroffen. Die Täter flüchteten in Richtung Ballindamm.
Trotz sofort eingeleiteter Fahndungsmaßnahmen durch alarmierte Polizeistreifen konnten die Täter nicht gefasst werden. Laut Zeugenaussagen handelt es sich um fünf männliche Personen im Alter von etwa 19 bis 20 Jahren mit "nordafrikanischem" Erscheinungsbild. Einer der Männer soll ein weißes T-Shirt mit roten viereckigen Applikationen getragen haben.
Polizei bittet um Mithilfe
Die Ermittlungen des LKA 73 dauern an. Die Polizei Hamburg bittet Zeug*innen, die in diesem Zusammenhang Beobachtungen gemacht haben oder Hinweise zu den Tätern geben können, sich unter der Telefonnummer (040) 4286-56789 beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg oder bei einer Polizeidienststelle zu melden.
Anstieg transfeindlicher Gewalt in Deutschland
Der Vorfall am Jungfernstieg ist leider kein Einzelfall. Deutschlandweit und insbesondere auch in Hamburg ist ein Anstieg der Hasskriminalität gegen LGBTQ+ Personen zu verzeichnen. Die Erfassung solcher Straftaten erfolgt durch die Polizei und wird als Straftaten definiert, die gegen die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität gerichtet sind, wie es auch in § 46 Abs. 2 StGB verankert ist.
Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnet in seinen Statistiken einen kontinuierlichen Anstieg von Straftaten, die als LGBTQ+ feindlich motiviert gelten. Der BKA-Bericht zur Hasskriminalität 2022 zeigt diese beunruhigende Entwicklung deutlich auf.
Unterstützungsangebote in Hamburg
In Hamburg gibt es spezielle Beratungsstellen und Meldesysteme für Opfer von LGBTQ+ feindlicher Gewalt. Diese Einrichtungen bieten Unterstützung und Hilfe für Betroffene und tragen dazu bei, die Dunkelziffer von nicht gemeldeten Fällen zu verringern. Die Stadt Hamburg stellt auf ihrer Website Informationen zu Hilfs- und Beratungsangeboten zur Verfügung.
Trotz dieser Bemühungen bleibt die Dunkelziffer ein großes Problem. Viele Betroffene scheuen sich, Vorfälle zu melden, sei es aus Angst vor Retraumatisierung, mangelndem Vertrauen in die Behörden oder Sorge vor weiterer Stigmatisierung. Eine Analyse zur LSBTI-feindlichen Gewalt in Berlin aus dem Jahr 2020 legt nahe, dass ähnliche Dynamiken auch in anderen deutschen Großstädten zu beobachten sind.
Gesellschaftliche Verantwortung
Der aktuelle Vorfall in Hamburg zeigt einmal mehr die Notwendigkeit eines entschlossenen Vorgehens gegen Transfeindlichkeit und Queerfeindlichkeit im Allgemeinen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine Atmosphäre der Akzeptanz und des Respekts zu schaffen. Nur durch Aufklärung, Sensibilisierung und ein konsequentes Vorgehen gegen Hassverbrechen kann langfristig ein sicheres Umfeld für alle Menschen geschaffen werden, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung.