Studie bestätigt: Geschlechtsangleichende Behandlung verbessert Lebensqualität von Transmensch-Männern deutlich

Eine neue Studie der Nottingham Trent University (NTU) und der Breda University of Applied Sciences in den Niederlanden bestätigt, was für viele keine Überraschung sein dürfte: Geschlechtsangleichende Behandlungen verbessern die Lebensqualität von Transmännern erheblich. Die am 31. März im International Journal of Transgender Health veröffentlichte Forschungsarbeit untersuchte 166 Transmänner und deren Erfahrungen mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen.

Eindeutige Verbesserung der Lebenssituation

Die Studie zeigt, dass Transmänner nach Beginn einer geschlechtsangleichenden Behandlung nicht nur eine höhere Zufriedenheit mit ihrem Körper erleben, sondern auch eine insgesamt verbesserte Lebensqualität berichten. Besonders wenn ihr äußeres Erscheinungsbild stärker mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt, steigt das Wohlbefinden signifikant.

Laut Hauptforscher Dr. Liam Cahill, Senior Dozent für LGBTQ+-Psychologie an der School of Social Sciences der NTU, ist das Verständnis dieser Zusammenhänge entscheidend für die Entwicklung angemessener Unterstützungsangebote für Transmänner. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit zugänglicher, geschlechtsspezifischer Versorgung, die sowohl die Geschlechtskongruenz als auch die Körperzufriedenheit unterstützt.

Parallelen zu Erkenntnissen in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es ähnliche Forschungsergebnisse. Eine retrospektive Studie zur Lebensqualität nach Frau-zu-Mann-Geschlechtsangleichungen zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung im Bereich "Gesundheit", wie Forschungen der TU München belegen. Besonders die körperlichen Veränderungen durch Hormontherapien wie Bartwuchs, Muskelwachstum und veränderte Fettverteilung tragen wesentlich zum Selbstbewusstsein bei.

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat zudem festgestellt, dass die Hormontherapie bei Transmännern die Stresshormonreaktion abschwächen und möglicherweise depressive Symptome reduzieren kann, was ebenfalls zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt.

Verschiedene Dimensionen der Lebensqualität

Die britisch-niederländische Studie untersuchte vier Bereiche der Lebensqualität: physiologisch, psychologisch, sozial und umweltbezogen. Während die positiven Auswirkungen auf körperliche und psychologische Aspekte besonders ausgeprägt waren, zeigten sich bei sozialen und umweltbezogenen Faktoren geringere Effekte.

Dies könnte, so die Forscher, auf die einzigartigen Bindungen hindeuten, die innerhalb der Trans-Community entstehen. Diese Gemeinschaft bietet oft wichtige Unterstützung, unabhängig vom Stadium der Transition.

Bedeutung ganzheitlicher Betreuung

Experten betonen die Wichtigkeit einer interdisziplinären Behandlung durch Spezialisten verschiedener Fachrichtungen. In Deutschland empfehlen medizinische Leitlinien eine umfassende Betreuung durch Psychologen, Psychiater, Endokrinologen und gegebenenfalls Chirurgen, um den oft hohen Leidensdruck zu mindern.

Besonders wichtig ist eine einfühlsame und umfassende Beratung vor und nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen. Wie Experten betonen, liegt die Rate des Bedauerns nach geschlechtsangleichenden Operationen mit 0,3% bis 2% zwar sehr niedrig, dennoch ist kontinuierliche psychologische Unterstützung ein wichtiger Faktor für langfristige Zufriedenheit.

Fazit: Wissenschaftliche Bestätigung für die Notwendigkeit geschlechtsangleichender Maßnahmen

Die neue Studie unterstreicht einmal mehr mit wissenschaftlicher Evidenz, was viele Transmenschen aus eigener Erfahrung wissen: Geschlechtsangleichende Behandlungen sind kein Luxus, sondern medizinisch notwendige Maßnahmen, die die Lebensqualität erheblich verbessern können. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant in Zeiten, in denen der Zugang zu solcher Versorgung in manchen Ländern zunehmend eingeschränkt wird.

Für Deutschland mit seiner aktualisierten S3-Leitlinie zur Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie bestätigt die Studie den eingeschlagenen Weg einer patientenzentrierten, evidenzbasierten Versorgung von Transmenschen.

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