Die Kölner Polizei ermittelt gegen den deutschen Fußballtorhüter Bernd Leno wegen eines queerfeindlichen Instagram-Videos, das er geliked haben soll. Der Vorfall wirft wichtige Fragen zur Verantwortung von Prominenten in sozialen Medien und zum Umgang mit Hassrede auf.
Ein Like mit schwerwiegenden Folgen
Das mit künstlicher Intelligenz erstellte Video zeigt eine erschreckende Szene: Ein Auto rast in eine Menschenmenge einer Pride-Parade. Der dazu gehörende Text lautet: "Neuigkeiten: In GTA 6 wird es Pride-Paraden geben. Ich, sobald ich das Spiel betrete." Das Video verharmlost nicht nur Gewalt gegen queere Menschen, sondern macht diese sogar zu einem "Spiel".
Der bisexuelle Schiedsrichter Pascal Kaiser erstattete Anzeige gegen den ehemaligen deutschen Nationalspieler und gegen Unbekannt. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen, was die Schwere des Falls unterstreicht.
Mut zur Wahrheit: Pascal Kaiser als Stimme der Community
Pascal Kaiser zeigt bemerkenswerten Mut. Als einer der wenigen offen lebenden queeren Schiedsrichter im deutschen Fußball macht er auf die Problematik aufmerksam. "Es ist schlimm genug, dass solche ekelhaften Videos überhaupt kursieren. Dass jemand wie Leno sie durch seinen Like noch verbreitet und ihnen damit Aufmerksamkeit schenkt, ist für mich ein weiterer Skandal", erklärte der 26-Jährige.
Besonders problematisch: Kaiser hatte Leno direkt über die Problematik des Videos informiert. Statt einer Entschuldigung oder Klarstellung blockierte Leno ihn jedoch einfach. Diese Reaktion zeigt eine beunruhigende Ignoranz gegenüber den Sorgen der LGBTQ+-Community.
Homophobie im Fußball: Ein systemisches Problem
Der Fall Leno steht beispielhaft für ein größeres Problem. Homophobie im Fußball ist nach wie vor weit verbreitet, sowohl auf den Rängen als auch in den sozialen Medien. In der englischen Premier League, wo Leno für den FC Fulham spielt, gab es laut offiziellen Statistiken in 49 von 380 Erstligaspielen homosexuellenfeindliche Zwischenfälle.
Auch in Deutschland kämpft die queere Community im Fußball mit Diskriminierung. Initiativen wie der Regenbogen-Aktionstag versuchen, ein Zeichen für Toleranz zu setzen, stoßen aber immer wieder auf Widerstand.
Digitale Verantwortung: Mehr als nur ein Klick
Lenos Beratungsagentur behauptet, er habe das Video "nie wissentlich geliked" und sei ein "weltoffener Mensch". Diese Ausrede wirkt jedoch wenig überzeugend. In einer Zeit, in der Hasskommentare in sozialen Medien zunehmen, müssen gerade Prominente besonders vorsichtig sein.
Ein Like ist längst nicht mehr nur eine belanglose Geste. Es ist eine Form der Meinungsäußerung, die bei Millionen von Followern ankommt. Profisportler wie Leno haben eine Vorbildfunktion und eine gesellschaftliche Verantwortung, die sie nicht einfach von sich weisen können.
Was jetzt geschehen muss
Kaiser fordert zu Recht eine öffentliche Entschuldigung Lenos, eine klare Distanzierung durch den FC Fulham und eine Reaktion des Deutschen Fußballbundes. Diese Forderungen sind berechtigt und notwendig. Nur durch klare Konsequenzen kann ein Zeichen gesetzt werden, dass Hassrede gegen queere Menschen nicht toleriert wird.
Der Fall zeigt auch, wie wichtig es ist, dass sich Menschen wie Pascal Kaiser trauen, ihre Stimme zu erheben. Ohne seinen Mut wäre dieser Vorfall möglicherweise unbemerkt geblieben. Es braucht mehr solcher Vorbilder in der Sportwelt, die für Toleranz und Respekt eintreten.
Die Ermittlungen der Kölner Polizei werden zeigen, ob rechtliche Konsequenzen folgen. Wichtiger ist jedoch die gesellschaftliche Diskussion, die dieser Fall auslöst. Nur wenn wir als Gesellschaft klarmachen, dass Hassrede gegen queere Menschen inakzeptabel ist, können wir echte Veränderungen bewirken.