"Senate Twink"-Skandal: Ehemaliger US-Senatsangestellter spricht erstmals über Trauma und Neuanfang

Aidan Maese-Czeropski, der als "Senate Twink" bekannt wurde, hat erstmals ausführlich über die Folgen des Sex-Skandals gesprochen, der ihn zur internationalen Bekanntheit brachte. Wie Pink News berichtet, leidet der 24-jährige ehemalige demokratische Mitarbeiter unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), nachdem ein Video von ihm beim Sex im US-Senat veröffentlicht wurde.

Im Dezember 2023 wurde ein Video öffentlich, das angeblich Maese-Czeropski und einen anderen Mann beim Sex in einem Sitzungssaal des US-Senats zeigte. Das Material wurde vom rechtsgerichteten Medium Daily Caller, gegründet von Tucker Carlson, veröffentlicht. Das Video war ursprünglich in einer privaten Gruppe für schwule Männer in der Politik geteilt worden.

Karriereende und psychische Folgen

"Mental habe ich einige Zeit in der Psychiatrie verbracht, weil es einfach... überwältigend ist zu wissen, dass Millionen von Menschen dich regelrecht verabscheuen", erklärte Maese-Czeropski dem australischen LGBTQ+-Medium Gay Sydney News. Er beschreibt, wie er zu einem "katatonischen Wrack" wurde und keine Anstellung mehr in Washington finden konnte, nachdem er so schnell zu einer berüchtigten Figur geworden war.

Nach dem Skandal wurde er sofort von seinem Arbeitgeber, dem demokratischen Senator Ben Cardin aus Maryland, entlassen. Cardin bezeichnete die Handlungen seines Mitarbeiters als "Vertrauensbruch" und äußerte Besorgnis über die Auswirkungen auf sein Team.

Doppelmoral und Rollenverteilung

Besonders bemerkenswert an Maese-Czeropskis Aussagen ist die Beobachtung einer Doppelmoral in der öffentlichen Reaktion: "Ich bekam all diese Morddrohungen und Hass. Und der Typ, der der aktive Part war, nicht." Diese Erfahrung wirft ein Schlaglicht auf heteronormative Vorurteile und Doppelmoral, die auch in Deutschland immer wieder Thema sind.

In Deutschland sind ähnliche Fälle von Doppelmoral bekannt, wenn auch politische Sexskandale hier seltener an die Öffentlichkeit gelangen. Wie das ZDF berichtet, wird auch hierzulande kritisch über "Pinkwashing" diskutiert – ein Phänomen, bei dem Unternehmen oder Institutionen nach außen LGBTQ+-freundlich auftreten, während sie gleichzeitig in Ländern aktiv sind, in denen Homosexualität verboten ist.

Neuanfang in Australien

Nach dem Skandal flüchtete Maese-Czeropski zunächst nach Südafrika, bevor er nach Sydney, Australien zog. "Sie sagte mir: 'Aiden, du solltest nach Sydney ziehen, es würde dir dort gefallen, du würdest gut hineinpassen, du könntest neu anfangen'", erinnert er sich an den Rat einer Backpackerin aus Neuseeland, die er in Südafrika kennengelernt hatte. "Ich bin ein Risiko eingegangen... Ich liebe es hier und ich bin froh, dass ich den Sprung gewagt habe."

Mittlerweile hat Maese-Czeropski in Sydney eine neue Anstellung gefunden, die deutlich besser bezahlt ist als sein früherer Job im Senat, bei dem er lediglich 38.000 Dollar verdiente. Zusätzlich hat er einen OnlyFans-Account eröffnet und akzeptiert den Spitznamen "Senate Twink", der ihm nach dem Skandal gegeben wurde.

Vergleich mit deutscher Politik

Während in Deutschland in jüngerer Zeit keine vergleichbaren Skandale im Bundestag bekannt wurden, gab es in der Vergangenheit durchaus Fälle, in denen das Privatleben von Politikern in den Fokus der Öffentlichkeit geriet. Anders als in den USA werden solche Vorfälle in Deutschland jedoch meist mit größerer Zurückhaltung behandelt.

Kritiker weisen darauf hin, dass es auch in der deutschen Politik eine Doppelmoral gibt, wenn es um die Berichterstattung über Politiker geht: Während heterosexuelle Beziehungen oft als "Privatsache" gelten, werden homosexuelle Beziehungen häufiger thematisiert und politisiert.

Diskussion über Grenzen zwischen Privatleben und öffentlichem Amt

Der Fall Maese-Czeropski wirft auch in Deutschland Fragen über die Grenzen zwischen Privatleben und öffentlichem Amt auf. Während sexuelle Handlungen in offiziellen Räumlichkeiten des Bundestags zweifellos problematisch wären, stellt sich die Frage, ob die massive öffentliche Verurteilung und die langfristigen psychischen Folgen für die betroffene Person in einem angemessenen Verhältnis zum Vergehen stehen.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) setzen sich seit Jahren für einen differenzierteren Umgang mit Sexualität in der Öffentlichkeit ein und kritisieren die ungleiche Behandlung von queeren Menschen in Politik und Gesellschaft.

Der Fall zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich sexuelle Fehltritte bewertet werden können – je nachdem, welche sexuelle Orientierung, welches Geschlecht und welche Rolle die Beteiligten einnehmen. Eine Diskussion, die auch in Deutschland geführt werden muss.

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