Religiöse Überzeugungen beeinflussen Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen: Eine vergleichende Studie unter Pädagogikstudierenden

Eine neue Studie aus Polen, Tschechien und der Slowakei zeigt deutliche Unterschiede in den Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen zwischen gläubigen und nicht-gläubigen Pädagogikstudierenden. Die Forschung, durchgeführt von Sylwia Ryszawy von der Universität Schlesien in Katowice, bietet wertvolle Einblicke in den Zusammenhang zwischen religiösen Überzeugungen und der Akzeptanz sexueller Minderheiten.

Hintergrund und Methodik der Studie

Die Studie untersuchte die Einstellungen von 314 Pädagogikstudierenden aus drei Nachbarländern mit unterschiedlichen Religiositätsgraden: Polen (stark religiös), Slowakei (mäßig religiös) und Tschechien (stark säkular). Die Wahl fiel auf Pädagogikstudierende aufgrund ihrer zukünftigen Rolle bei der Formung der Einstellungen junger Generationen.

Die Forschung basierte auf der Theorie der sozialen Identität, die davon ausgeht, dass Menschen sich selbst und andere in soziale Gruppen kategorisieren, was ihre Wahrnehmung beeinflusst. Die Studie nutzte eine diagnostische Umfragemethode mit Fragen zu persönlichen Einstellungen gegenüber verschiedenen LGBTQ+ Gruppen, zur Wahrnehmung von Homosexualität und zur Bewertung der Rechte homosexueller Menschen.

Hauptergebnisse: Religiöse Überzeugungen beeinflussen Akzeptanz

Die Untersuchung ergab signifikante Unterschiede in den Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen in Abhängigkeit vom Glauben der Befragten. Das Akzeptanzniveau war unter Nicht-Gläubigen durchweg höher als unter Gläubigen. Beide Gruppen zeigten die höchste Akzeptanz gegenüber Lesben und Schwulen, während Transgender-Personen auf weniger Akzeptanz stießen.

Besonders deutlich waren die Unterschiede in den folgenden Bereichen:

  • Generelle Einstellung gegenüber LGBTQ+ Menschen (höher bei Nicht-Gläubigen)
  • Einstellung zu den Rechten homosexueller Menschen (deutlich höher bei Nicht-Gläubigen)
  • Wahrnehmung von Homosexualität als normal und tolerierbar (häufiger bei Nicht-Gläubigen)

Nicht-Gläubige erklärten eine größere Unterstützung für die Rechte von Lesben und Schwulen in allen untersuchten Aspekten (Eingehen von Partnerschaften, Kinderhaben, öffentliches Zeigen von Zuneigung) und stimmten häufiger der Aussage zu, dass Menschen mit homosexueller Orientierung für gleiche Rechte kämpfen sollten.

Länderspezifische Unterschiede

Die Studie zeigte auch klare Unterschiede zwischen den drei untersuchten Ländern:

  • In Polen, wo 88,2% der befragten Studierenden gläubig waren, zeigten sich die größten Unterschiede in der Akzeptanz von Transgender-Personen zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen.
  • In Tschechien, wo nur 26% der Befragten gläubig waren, gab es signifikante Unterschiede in der Einstellung gegenüber Schwulen und bisexuellen Männern.
  • In der Slowakei, wo 72,2% der Studierenden gläubig waren, waren die Unterschiede zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen weniger ausgeprägt als in Polen.

Weitere Einflussfaktoren: Geschlecht und Wohnort

Neben religiösen Überzeugungen spielten auch andere Faktoren eine Rolle:

Weibliche Studierende zeigten durchweg positivere Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen als männliche Studierende. Sie bewerteten die Rechte von Homosexuellen positiver und wiesen niedrigere Aggressionswerte (verbal und physisch) auf als ihre männlichen Kommilitonen.

Studierende aus städtischen Gebieten zeigten positivere Einstellungen zu den Rechten von LGBTQ+ Menschen als solche aus ländlichen Gebieten. Besonders bei der physischen Aggression gegen LGBTQ+ Personen war ein Unterschied feststellbar - sie war höher in der Gruppe der Studierenden aus ländlichen Gebieten.

Bedeutung für die pädagogische Praxis

Die Studienergebnisse sind besonders relevant für die Ausbildung zukünftiger Pädagogen. Da Lehrende eine wichtige Rolle bei der Formung der Einstellungen junger Menschen spielen, könnte es sinnvoll sein, zusätzliche Bildungsprogramme an Universitäten einzuführen, wie Kurse, Workshops oder Trainings zu sexueller Vielfalt, Toleranz und Inklusion.

Die Autorin schlägt vor, dass solche Initiativen zukünftigen Pädagogen helfen könnten, Empathie zu entwickeln und eine sichere, unterstützende Umgebung für alle Schüler zu schaffen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

Fazit

Die Untersuchung bestätigt, dass Religiosität einen signifikanten Einfluss auf die Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen hat. Pädagogikstudierende, die Glauben bekennen, zeigen eine weniger positive Einstellung gegenüber LGBTQ+ Menschen als nicht-gläubige Studierende.

Diese Unterschiede sind in allen untersuchten Ländern sichtbar: Polen, Tschechien und der Slowakei, wobei Polen mit dem höchsten Prozentsatz religiöser Menschen ein niedrigeres Akzeptanzniveau gegenüber LGBTQ+ Menschen aufweist. Tschechien als Land mit geringer Religiosität zeichnet sich durch eine höhere Akzeptanz aus.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Glaube und damit verbundene Doktrinen eine Rolle bei der negativeren Wahrnehmung von LGBTQ+ Menschen spielen, während Nicht-Gläubige offener, toleranter und akzeptierender gegenüber sexuellen Minderheiten sind.

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