"Meine Biologie unterscheidet sich grundlegend": US-Leichtathletikstar Sadie Schreiner spricht über Trumps Trans-Verbot im Sport

Die US-amerikanische Trans-Leichtathletin Sadie Schreiner hat sich offen über die verheerenden Auswirkungen geäußert, die Donald Trumps Maßnahmen gegen Transgender-Athletinnen für sie persönlich haben. Die 21-jährige zweifache NCAA All-American-Sprinterin sieht sich durch die jüngste Exekutivanordnung des US-Präsidenten vom Wettkampfsport ausgeschlossen, wie PinkNews berichtet. Während in Deutschland immer mehr Sportverbände inklusive Regelungen für Trans-Personen einführen, verschärft sich die Situation in den USA dramatisch.

Trumps Exekutivanordnung gegen Trans-Athletinnen

Trump unterzeichnete kürzlich eine Exekutivanordnung mit dem aussagekräftigen Titel "Keeping Men Out of Women's Sports" (Männer aus dem Frauensport heraushalten), die Trans-Frauen von der Teilnahme an Frauenkategorien im Sport ausschließt. Die Republikaner bezeichnen dies als Maßnahme zur Wiederherstellung der "Fairness". Die Verordnung betrifft hauptsächlich den High-School-, Universitäts- und Breitensport und trat sofort in Kraft – trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse, die zeigen, dass Trans-Frauen unter Einhaltung bestehender Regeln keinen Vorteil gegenüber anderen Frauen im Elitesport haben.

Für Schreiner, die bereits in der High School mit ihrer Transition begann und eine Hormontherapie durchführt, die ihren Testosteronspiegel niedrig und in Labortests nicht nachweisbar hält, bedeutet dies das Ende ihrer sportlichen Karriere in den USA. "Es gibt wahrscheinlich keine Wettkämpfe mehr in den Vereinigten Staaten, bei denen ich laufen könnte", erklärte sie gegenüber CNN.

Die biologischen Fakten hinter der Hormontherapie

Schreiner widerspricht der oft vereinfachten Darstellung, dass Trans-Frauen grundsätzliche körperliche Vorteile gegenüber Cis-Frauen hätten. Sie erklärt detailliert die Auswirkungen ihrer Hormontherapie: "Sie hat meine Bänder schrumpfen lassen. Sie hat mich kleiner gemacht. Sie hat mich schwächer gemacht. Sie hat meine Muskeln reduziert. Sie verteilt mein Körperfett neu. Sie hat meine Lungenkapazität verringert. Meine Biologie unterscheidet sich grundlegend von der eines Cis-Mannes."

Nach Trumps Verordnung kann sie nicht mehr an NCAA-Veranstaltungen teilnehmen. Sie versuchte daraufhin, an von USA Track & Field organisierten Wettkämpfen teilzunehmen, beschrieb die Erfahrung jedoch als "brutal", da sie allein um die Bahn lief, ohne Konkurrenz in ihrer Altersgruppe.

Die deutsche Perspektive auf Trans-Personen im Sport

Der Kontrast zur Situation in Deutschland könnte kaum größer sein. Während in den USA zunehmend restriktive Maßnahmen gegen Trans-Athletinnen ergriffen werden, hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) entschieden, dass Transgender-, intersexuelle und nicht-binäre Spieler*innen selbst wählen dürfen, ob sie in Frauen- oder Männerteams spielen möchten. Dieser Ansatz wird von Experten als Beispiel dafür angeführt, wie Sport Transgender-Personen fair einbeziehen kann.

Bei der Europameisterschaft 2024 wurden in Deutschland erstmals sogenannte "Sensitivity Lanes" eingerichtet – geschlechtssensible Einlasskontrollen für Trans-Personen, die von speziell geschulten Ordnungskräften betreut werden. Vereine wie der FC St. Pauli haben sich als Vorreiter für die Rechte von LGBTQ+-Personen positioniert.

Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) hat Trumps Beschluss kritisiert und betont, dass Hochschulsport allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Identität die Möglichkeit zur sportlichen Teilhabe bieten sollte, wie die Tagesschau berichtete.

Ein persönlicher Kampf für Anerkennung

Die menschliche Dimension hinter der politischen Debatte wird durch die Worte von Schreiners Vater, Greg Schreiner, deutlich: "Es ist traurig, weißt du, man möchte sich für seine Kinder begeistern und sie feiern. Ich liebe es, Sadie laufen zu sehen, und bei dem Gedanken, dass dies möglicherweise ihr letztes Rennen in diesem Land ist, wird man melancholisch."

Während internationale Sportorganisationen wie das IOC versuchen, einen Rahmen zu schaffen, der es den einzelnen Weltverbänden ermöglicht, über die Teilnahme von Transgender-Athleten zu entscheiden, zeigt Schreiners Fall, wie politische Entscheidungen das Leben junger Sportler*innen grundlegend verändern können.

Wissenschaftliche Untersuchungen wie die des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) haben gezeigt, dass Trans-Personen ein Recht auf sportliche Teilhabe haben. Der Leichtathletik-Weltverband hat dennoch seine Regeln für Transgender-Athletinnen verschärft, was Athletinnen wie Schreiner unmittelbar betrifft.

Für Sadie Schreiner und viele andere Trans-Athlet*innen weltweit bleibt der Kampf um Anerkennung und Teilhabe eine fortlaufende Herausforderung, die weit über den sportlichen Wettkampf hinausgeht und grundlegende Fragen zu Identität, Fairness und Menschenrechten im Sport aufwirft.

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