"Matt Bomer spricht über unfreiwilliges Outing durch Medien: 'Es fühlte sich unfair an'"

Der US-amerikanische Schauspieler Matt Bomer hat sich in einem kürzlich erschienenen Interview mit Jesse Tyler Ferguson offen über die schmerzhafte Erfahrung geäußert, ohne seine Zustimmung von Medien geoutet worden zu sein. Im Podcast "Dinner's On Me" berichtete der dreifache Vater, wie ihm in den frühen 2000er Jahren durch Celebrity-Blogger wie Perez Hilton die Chance genommen wurde, seine Sexualität selbstbestimmt öffentlich zu machen.

Die Kontrolle über die eigene Geschichte verloren

"Andere konnten deine persönliche Geschichte übernehmen, bevor du selbst die Chance dazu hattest", erklärte Bomer im Gespräch. "In meinem privaten Leben war ich bereits geoutet, aber es war eine Zeit, in der es beruflich sehr riskant war, offen homosexuell zu sein." Besonders schmerzhaft empfand der Schauspieler den Kontrollverlust: "Es fühlte sich irgendwie unfair an, dass mir das von Menschen gestohlen wurde, die damals eine Plattform hatten."

Obwohl Bomer in seinem persönlichen Umfeld bereits offen lebte, betonte er, dass die Entscheidung, wann und wie er seine Sexualität öffentlich machen wollte, ihm genommen wurde. Sein offizielles Coming-out erfolgte erst 2012 bei den Steve Chase Humanitarian Awards, wo er sich bei seinem Partner Simon Halls und ihren Kindern bedankte.

Homophobie in der Filmindustrie

In dem Podcast sprach Bomer auch über homophobe Erfahrungen in der Filmindustrie und die emotionale Belastung, Teile seiner Identität verbergen zu müssen, um sich in der Branche sicher zu fühlen. Er erzählte von einem frühen Erlebnis in seiner Karriere, bei dem er sich nicht sicher fühlte, offen zu sein: "Es wurde eine Sprache am Set verwendet und Anweisungen gegeben, bei denen bestimmte Begriffe fielen, und ich hatte niemanden um mich herum." Er bereue es jedoch nicht, damals geschwiegen zu haben.

Der "White Collar"-Star betonte, wie dankbar er für seine "liebevolle Familie" sei, die ihm in dieser schwierigen Zeit Halt gab und ihn aufgefangen hätte, falls seine Karriere aufgrund seiner Sexualität beeinträchtigt worden wäre.

Zwangsouting in Deutschland

Die Erfahrungen von Matt Bomer werfen ein Schlaglicht auf ein Problem, das auch deutsche LGBTQ+-Prominente kennen. In Deutschland haben sich in den letzten Jahren zwar immer mehr Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens selbstbestimmt geoutet, doch auch hier gibt es Fälle von Fremdoutings und deren negative Auswirkungen auf Karrieren.

Die Initiative #actout wurde 2021 ins Leben gerufen, um mehr Sichtbarkeit für queere Schauspieler:innen in Theater, Film und Fernsehen zu schaffen. 185 Schauspieler:innen outeten sich gemeinsam in einem Manifest in der Süddeutschen Zeitung, um auf die Diskriminierung in der Branche aufmerksam zu machen und ein Zeichen für mehr Diversität zu setzen.

Prominente wie Moderator Jochen Schropp, Musiker Felix Jaehn und Ex-Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger haben in Deutschland den Weg des selbstbestimmten Outings gewählt. Doch wie die Schauspielerin Ramona Leiß berichtete, kann ein Coming-out auch hierzulande berufliche Konsequenzen haben. Sie sagte, dass sie als bekennende Lesbe keine Chance mehr in der "heilen Familienunterhaltung" gehabt habe.

Neue Projekte von Matt Bomer

Trotz der Herausforderungen, mit denen Bomer konfrontiert war, ist er heute ein erfolgreicher Schauspieler und setzt sich aktiv für LGBTQ+-Rechte ein. Aktuell ist er in der Hulu-Sitcom "Mid-Century Modern" zu sehen, die in Deutschland über Disney+ verfügbar ist. Die Serie handelt von drei schwulen Freunden "eines gewissen Alters", die beschließen, ihren Lebensabend gemeinsam in Palm Springs zu verbringen. Neben Bomer sind die queeren Schauspielgrößen Nathan Lane und Nathan Lee Graham zu sehen.

Matt Bomers Geschichte ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie bedeutend es ist, dass Menschen selbst entscheiden können, wann und wie sie ihre Sexualität öffentlich machen möchten. Seine Offenheit trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Herausforderungen zu schärfen, mit denen LGBTQ+-Personen im Rampenlicht konfrontiert sind – sowohl in den USA als auch in Deutschland.

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