Eine lesbische Frau wurde aus der Damentoilette eines Luxushotels in Boston verwiesen, weil sie fälschlicherweise für einen "Mann" gehalten wurde. Wie PinkNews berichtet, ereignete sich der Vorfall im Liberty Hotel, als Sicherheitspersonal die cisgeschlechtliche Frau Ansley Baker aufforderte, ihre Geschlechtsidentität zu "beweisen" – ein diskriminierendes Szenario, das auch in Deutschland nicht unbekannt ist.
Der Vorfall in Boston
Baker und ihre Freundin Liz Victor waren am 3. Mai 2025 Gäste einer Kentucky-Derby-Party im Liberty Hotel im gehobenen Viertel Beacon Hill in Boston. Als Baker die Damentoilette benutzte, begann ein männlicher Sicherheitsbeamter gegen die Türen der Kabinen zu klopfen und forderte sie auf, die Toilette zu verlassen, da sie "ein Mann in der Damentoilette" sei.
"Ich wurde aus der Toilette geworfen, bevor ich überhaupt meine Shorts fertig zubinden konnte, was unglaublich demütigend war", berichtete Baker. Während sie durch die Schlange wartender Frauen geführt wurde, soll jemand gerufen haben: "Schafft ihn raus... er ist ein Perverser", wobei die Person sich auf Baker bezog.
Das Hotel, das zur Marriott Bonvoy-Gruppe gehört, behauptete zunächst, das Paar hätte sich eine Kabine geteilt, was nicht erlaubt sei. Nach interner Untersuchung wurde der Sicherheitsbeamte suspendiert und das Hotel kündigte eine Spende an eine lokale LGBTQ+-Organisation an.
Ein Problem auch in Deutschland
Solche Vorfälle sind leider keine Seltenheit – auch in Deutschland. Laut dem Büro zur Umsetzung von Gleichbehandlung e.V. (BUG) stellt die Nutzung öffentlicher Toiletten für viele lesbische Frauen mit nicht-traditionell weiblichem Erscheinungsbild, sowie für trans*, inter* und nicht-binäre Personen ein erhebliches Problem dar.
Die binäre Geschlechterordnung in öffentlichen Sanitärräumen kann zu Beschimpfungen, Bedrohungen und körperlichen Angriffen führen, wenn das äußere Erscheinungsbild einer Person nicht den gängigen Geschlechterbildern entspricht. Viele Betroffene meiden deshalb öffentliche Toiletten, was zu gesundheitlichen Problemen und sozialer Isolation führen kann.
Zunehmende Queerfeindlichkeit in Deutschland
Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Straftaten gegen LGBTQ+-Personen erfasst. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Betroffene zu schützen.
Nina Selvaggio, die Geschäftsführerin von Greater Boston PFLAG, sieht im Fall des Liberty Hotels einen beunruhigenden Trend: "Für gender-nonkonforme Lesben und Frauen im Allgemeinen ist Belästigung in öffentlichen Toiletten ein uraltes Problem. Die Zunahme antiqueerer Rhetorik trägt zu einer verstärkten Kontrolle von Frauenkörpern und ihrem Geschlechtsausdruck bei."
Betroffene in Politik und Gesellschaft
Die Parallelen zu Deutschland sind offensichtlich. Trotz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), das Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbietet, erleben viele queere Menschen im Alltag Diskriminierung.
Studien des Deutschen Jugendinstituts zeigen, dass ein Großteil der queeren Menschen bereits Diskriminierung erfahren hat – von verbalen Beschimpfungen bis hin zu körperlichen Übergriffen. Besonders maskulin erscheinende Lesben berichten regelmäßig von Vorfällen in geschlechtergetrennten Räumen wie Toiletten oder Umkleidekabinen.
Lösungsansätze
Einige deutsche Städte und Institutionen haben auf diese Problematik reagiert und bieten mittlerweile Unisex-Toiletten oder "Toiletten für alle Geschlechter" an. Die Landesstelle für Gleichbehandlung gegen Diskriminierung Berlin empfiehlt die einfache Beschriftung "WC für alle Geschlechter" oder nur "WC".
Der Fall aus Boston macht deutlich, wie wichtig Sensibilisierung und Schulungen für Sicherheitspersonal und Servicekräfte sind – ein Aspekt, den auch das Liberty Hotel nach dem Vorfall erkannt hat. Die Situation zeigt zudem, wie schnell auch cisgeschlechtliche Personen zur Zielscheibe von Diskriminierung werden können, wenn sie nicht dem normativen Erscheinungsbild entsprechen.
Liz Victor, die Partnerin der betroffenen Frau, brachte es auf den Punkt: "Die Situation war sehr beängstigend für uns – und trans Frauen erleben das jeden Tag in den USA und weltweit." Ein Hinweis auf eine traurige Realität, die auch in Deutschland nicht fremd ist.