Kreativer Widerstand: Wie Salt Lake City das Verbot der Regenbogenflagge umgeht - und was Deutschland davon lernen kann

In einer bemerkenswerten Aktion des zivilen Widerstands hat Salt Lake City es geschafft, ein staatliches Verbot von Pride-Flaggen an öffentlichen Gebäuden zu umgehen. Kurz bevor im republikanisch regierten US-Bundesstaat Utah ein Gesetz in Kraft trat, das das Hissen von Regenbogenfahnen an öffentlichen Gebäuden verbietet, hat der Stadtrat von Salt Lake City einstimmig drei neue offizielle Stadtflaggen eingeführt - darunter Versionen, die der Regenbogenfahne, der Juneteenth-Flagge und der Trans-Flagge nachempfunden sind.

Ein kreatives Schlupfloch im Gesetz

Utah war der erste US-Bundesstaat, der Regenbogenflaggen in Regierungsgebäuden und Schulen offiziell verboten hat. Das Gesetz untersagt das Zeigen "inoffizieller Flaggen", doch die Stadtverwaltung von Salt Lake City fand einen eleganten Ausweg: Alle drei neuen Flaggen zeigen die weiße Lilie, die bereits das offizielle Stadtsymbol ist - jedoch in verschiedenen Farbkombinationen, die deutlich an die Pride-Flaggen erinnern. Durch die Umwandlung in offizielle Stadtsymbole konnte Salt Lake City die queerfeindliche Richtlinie des Bundesstaats legal umgehen.

"Als Bürgermeisterin habe ich die Pflicht, die Werte unserer Nation, unseres Staates und unserer Stadt aufrechtzuerhalten", erklärte Stadtchefin Erin Mendenhall zum einstimmigen Beschluss des Stadtrats. "Ich weiß, dass die Werte der Vielfalt, der Gleichberechtigung und der Inklusion nicht nur richtig und gerecht sind, sondern dass sie für Amerika von grundlegender Bedeutung sind, auch wenn es darum kämpft, sie aufrechtzuerhalten."

Kein Einzelfall: Auch andere Städte wehren sich

Salt Lake City steht mit dieser Strategie nicht allein da. Auch im benachbarten US-Bundesstaat Idaho, der im vergangenen Monat ein ähnliches Flaggenverbot erlassen hat, stimmte der Stadtrat von Boise am Dienstag für die Einführung des Pride-Banners als offizielle Stadtflagge. Diese koordinierte Reaktion mehrerer Städte zeigt, wie kommunale Verwaltungen kreativ gegen diskriminierende Staatsgesetze vorgehen können.

Salt Lake City hat trotz der konservativen Politik des Bundesstaats Utah eine lebendige LGBTQ+-Community und veranstaltet jährlich das Utah Pride Festival. Das Utah Pride Center setzt sich für eine Zukunft ohne Diskriminierung ein und bietet Schutzräume, Veranstaltungen und Programme für die LGBTQ+-Community.

Parallelen in Deutschland: Auch hier Debatten um die Regenbogenflagge

Während in Deutschland kein bundesweites Verbot von Regenbogenflaggen existiert, gibt es auch hierzulande immer wieder Debatten um das Zeigen der Pride-Symbole an öffentlichen Gebäuden. Ein bemerkenswerter Fall ereignete sich in Neubrandenburg, wo der Oberbürgermeister nach einem lokalen Verbot der Regenbogenflagge am Bahnhof zurücktrat.

Auch bei Großveranstaltungen wie dem Eurovision Song Contest (ESC) gab es Kontroversen um Flaggenverbote, die Regenbogenflaggen betrafen. Die Organisatoren argumentierten dabei, dass der ESC seine Verbundenheit mit der LGBTQ+-Gemeinschaft auch ohne spezifische Flaggen zeigen könne - eine Position, die von vielen Aktivist*innen kritisiert wurde.

Ein besonders widersprüchliches Beispiel lieferte die Berliner Polizei, die während der Fußball-Europameisterschaft ein Flaggenverbot für Beamte im Dienst aussprach, gleichzeitig aber die Regenbogenflagge vor dem Polizeipräsidium während der Pride-Week hisste.

Symbolik mit Bedeutung

Die Entscheidung von Salt Lake City zeigt, dass Symbole wie die Regenbogenflagge nach wie vor eine große Bedeutung haben - so groß, dass konservative Kräfte sie verbieten wollen und progressive Kräfte kreative Wege finden, sie dennoch zu zeigen. Die Flagge steht für Inklusion, Vielfalt und die Sichtbarkeit der LGBTQ+-Community.

Die deutsche LGBTQ+-Community könnte sich von der kreativen Hartnäckigkeit amerikanischer Städte wie Salt Lake City inspirieren lassen. Wenn auch bei uns Verbote oder Einschränkungen drohen, gibt es möglicherweise legale und kreative Wege, Pride-Symbole dennoch im öffentlichen Raum zu erhalten - sei es durch Neuinterpretation bestehender Symbole oder durch die offizielle Anerkennung als Teil kommunaler Identität.

Der Fall zeigt auch, wie wichtig es ist, auf kommunaler Ebene für LGBTQ+-Rechte einzustehen, selbst wenn übergeordnete Regierungsebenen eine gegenteilige Politik verfolgen. In Deutschland wie in den USA bleibt die Regenbogenflagge ein kraftvolles Symbol, dessen Präsenz im öffentlichen Raum weiterhin erkämpft werden muss.

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