Können Transfrauen schwanger werden? Der aktuelle Stand der Gebärmuttertransplantationen

Können Transfrauen schwanger werden? Die Antwort lautet: möglicherweise in der Zukunft, wenn alles gut geht. Ein britischer Chirurg, der die erste Gebärmuttertransplantation bei einer cisgeschlechtlichen Frau im Vereinigten Königreich durchgeführt hat, erklärte, dass ähnliche Transplantationen für Transfrauen wahrscheinlich noch 10 bis 20 Jahre entfernt sind. Die ursprüngliche Meldung stammt von PinkNews, die über den aktuellen Stand der Forschung berichtet.

Der aktuelle Stand in Großbritannien

Im Februar 2023 führten Professor James Smith vom Imperial College London und seine Kollegin Isabel Quiroga vom Oxford Transplant Centre eine Gebärmuttertransplantation bei einer verheirateten Frau durch. Die 40-jährige Schwester der Empfängerin spendete ihre Gebärmutter, nachdem sie bereits zwei Kinder geboren hatte. Die 34-jährige Empfängerin, die in England lebt und anonym bleiben möchte, erhielt die Transplantation während einer mehr als neunstündigen Operation im Churchill Hospital in Oxford.

Es wird gehofft, dass in Zukunft Gebärmuttertransplantationen auch bei Transfrauen durchgeführt werden können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, schwanger zu werden und ein Kind zu bekommen. Professor Smith betonte jedoch, dass die Realität dieser Möglichkeit noch Jahrzehnte entfernt sei.

Medizinische Herausforderungen

Derzeit gibt es laut Smith keine "technische Machbarkeit" für die Durchführung dieser Operation bei Transfrauen aufgrund von Unterschieden in der Becken- und Gefäßanatomie, der Form des Beckens und Problemen mit dem Mikrobiom – dem Netzwerk von Mikroorganismen, die im menschlichen Körper leben.

Smith erklärte gegenüber der britischen Zeitung "I": "Meine persönliche Einschätzung ist, dass Transplantationen bei Transgender-Personen, wenn sie stattfinden werden, noch viele Jahre entfernt sind. Es sind noch sehr viele Schritte zu bewältigen. Ich vermute, mindestens 10 bis 20 Jahre."

Fortschritte in Deutschland

In Deutschland wurden die ersten Gebärmuttertransplantationen 2016 am Universitätsklinikum Tübingen durchgeführt. Die Operationen erfolgten in Zusammenarbeit mit Ärzten aus Göteborg, Schweden, die als Pioniere auf diesem Gebiet gelten. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland die ersten beiden Kinder nach Gebärmuttertransplantationen geboren - ein wichtiger Meilenstein in der deutschen Reproduktionsmedizin.

Bei den bisherigen Transplantationen in Deutschland waren die Empfängerinnen Frauen, die aufgrund des Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndroms ohne Gebärmutter geboren wurden. Die Anwendung dieser Technik bei Transfrauen ist in Deutschland bisher nicht dokumentiert und wird, ähnlich wie in Großbritannien, als Zukunftsperspektive betrachtet.

Internationale Entwicklungen

Ein medizinischer Bericht, der im Januar 2023 in der Fachzeitschrift "Fertility and Sterility" veröffentlicht wurde, prognostizierte: "Die erste Gebärmuttertransplantation bei einer transgender Frau im 21. Jahrhundert wird voraussichtlich in den nächsten Jahren, wenn nicht früher, stattfinden."

Dr. Narendra Kaushik, ein Chirurg in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, erklärte im Mai 2022, dass die Transplantation von Gebärmüttern in Transfrauen "die Zukunft" sei. Er verfügt über 15 Jahre Erfahrung in geschlechtsangleichenden Operationen und sagte: "Wir können nicht genau vorhersagen, wann dies geschehen wird, aber es wird bald geschehen. Wir haben unsere Pläne und sind sehr optimistisch."

Uterustransplantationen weltweit

Gebärmuttertransplantationen sind derzeit seltene, kostspielige und experimentelle Operationen, die typischerweise auf Spenderorgane angewiesen sind. Sie werden oft bei Menschen durchgeführt, die ohne Gebärmutter geboren wurden, damit sie schwanger werden und gebären können.

Die erste erfolgreiche Gebärmuttertransplantation fand 2014 an der Universität Göteborg in Schweden statt. Zwei Jahre später wurde die Operation in den USA erfolgreich wiederholt. Weltweit gab es bisher etwa 40 Transplantationen dieser Art, mit über 10 erfolgreichen Geburten.

Ethische und rechtliche Fragen in Deutschland

In Deutschland wirft die Anwendung der Gebärmuttertransplantation bei Transfrauen ethische und rechtliche Fragen auf. Anders als in Großbritannien, wo das Gleichstellungsgesetz möglicherweise verlangen könnte, dass niemandem aufgrund des Geschlechts der Zugang zu einer Gebärmuttertransplantation verweigert werden darf, ist die Rechtslage in Deutschland komplexer.

Zudem stellt sich die Frage der Kostenübernahme. Es ist unklar, ob diese Eingriffe als Teil der medizinischen Versorgung von der Allgemeinheit getragen werden sollten oder als Wahleingriffe gelten würden. Alternativen zur Gebärmuttertransplantation für Menschen mit Kinderwunsch sind Leihmutterschaft (die in Deutschland rechtlich nicht möglich ist) und Adoption.

Zukunftsaussichten

Weitere Forschung ist erforderlich, um die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder zu untersuchen, die nach Gebärmuttertransplantationen geboren werden. Weltweit wird an der Optimierung des Verfahrens gearbeitet, um die Methode als standardisiertes Angebot im Rahmen der Reproduktionsmedizin anzubieten.

Für Transfrauen in Deutschland bedeutet dies, dass die Möglichkeit einer Schwangerschaft zwar in ferner Zukunft liegen könnte, derzeit aber noch viele medizinische, ethische und rechtliche Hürden zu überwinden sind. Die deutsche Forschung auf diesem Gebiet bleibt jedoch aktiv und könnte in den kommenden Jahrzehnten neue Möglichkeiten eröffnen.

Retour au blog