Homophobie im Alltag: Schauspieler nach schwulem Kuss aus Uber geworfen

Ein schockierender Vorfall von Alltagsdiskriminierung in Berlin hat bundesweit für Aufsehen gesorgt: Der durch die Serie "Club der Dinosaurier" (2024) bekannte Schauspieler Basti Fährmann (27) wurde zusammen mit seinem Freund aus einem Uber-Fahrzeug geworfen, nachdem sie sich auf der Rückbank kurz geküsst hatten. Wie queer.de berichtet, eskalierte die Situation schnell zu einem beschämenden Beispiel für die anhaltende Diskriminierung von LGBTQ+-Personen in Deutschland.

Der Vorfall im Detail

Nach Angaben Fährmanns fuhren er und sein Partner in einem Uber nach Hause, nachdem er seinen Freund vom Flughafen abgeholt hatte. Als sie sich auf der Rückbank kurz küssten, reagierte der Fahrer unverzüglich, hielt das Fahrzeug an und forderte das Paar zum Aussteigen auf. Fährmann dokumentierte den Vorfall in einem Video, das er später auf seinem beliebten TikTok-Account veröffentlichte. In dem Video ist zu sehen, wie der Fahrer aggressiv reagiert und Fährmann sogar mit dem homophoben Schimpfwort "Schwuchtel" beleidigt.

"Wusste nicht, dass ein Kuss auf den Mund, nachdem man seinen Freund vom Flughafen abholt, so viel auslösen kann", kommentierte Fährmann in seinem Post. "Ich wünschte, der Uberfahrer würde das gleiche Engagement zeigen, sich über Liebe und Offenheit zu informieren, wie uns aus dem Auto zu schmeißen."

Steigende Queerfeindlichkeit in Deutschland

Der Vorfall reiht sich leider in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.770 queerfeindliche Straftaten registriert – ein dramatischer Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2022: 1.188 Fälle), wie die Tagesschau berichtet. Besonders in Berlin ist die Situation alarmierend: Im Jahr 2022 wurden 542 Fälle im Bereich "Sexuelle Orientierung", "Geschlecht/sexuelle Identität" beziehungsweise "Geschlechtsbezogene Diversität" registriert – 13 Fälle mehr als im Jahr zuvor.

Reaktionen auf den Uber-Vorfall

Das von Fährmann veröffentlichte Video, das mittlerweile über eine Million Mal angesehen wurde, löste zahlreiche Reaktionen aus. Neben Unterstützungsbekundungen erhielt Fährmann auch erschreckend viele queerfeindliche Kommentare. Viele Nutzer, vorwiegend Männer, äußerten sich offen diskriminierend und stellten sich auf die Seite des Fahrers – ein deutliches Zeichen dafür, dass homophobe Einstellungen in Teilen der deutschen Gesellschaft nach wie vor tief verwurzelt sind.

Uber Deutschland reagierte schnell und entschuldigte sich öffentlich für den Vorfall: "Das tut uns sehr leid zu hören. Wir können versichern, dass Uber keine Form der Diskriminierung duldet." Das Unternehmen gab an, im Kontakt mit Fährmann zu stehen und den Fahrpreis bereits erstattet zu haben. Ob es Konsequenzen für den betreffenden Fahrer geben wird, ist derzeit noch unklar. Uber teilte mit, dass man mit dem verantwortlichen Mietwagenunternehmen in Kontakt stehe.

Ubers LGBTQ+-Engagement auf dem Prüfstand

Dieser Vorfall wirft ein kritisches Licht auf Ubers Umgang mit LGBTQ+-Themen. Zwar unterstützt das Unternehmen offiziell LGBTQ+-Organisationen wie den CSD e.V. und den Lesben- und Schwulenverband (LSVD) und verfügt über Community-Richtlinien, die Diskriminierung explizit verbieten. Dennoch gibt es Kritik an der Umsetzung dieser Richtlinien und dem Umgang mit konkreten Fällen von Diskriminierung.

Rechtliche Schritte und Aufklärung

Fährmann hat angekündigt, rechtliche Schritte gegen den Fahrer einzuleiten und Anzeige wegen Beleidigung zu erstatten. In einem Folgevideo betonte er, dass er selbst mit solchen Vorfällen umgehen könne, sich aber Sorgen um Jugendliche mache, die ähnliche Erfahrungen durchleben müssten: "Mir vorzustellen, dass anstelle von uns jemand unsicheres oder jüngeres in der Position gewesen wäre, macht mich sprachlos."

Der Schauspieler nutzt den Vorfall bewusst, um auf die anhaltende Diskriminierung von LGBTQ+-Personen im Alltag aufmerksam zu machen und zu verdeutlichen, dass "Safe Spaces" für queere Menschen auch im vermeintlich weltoffenen Berlin keine Selbstverständlichkeit sind.

Ein symptomatischer Fall für Deutschland

Obwohl eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt, dass 95 Prozent der Deutschen ein gesetzliches Diskriminierungsverbot befürworten und die klassische Homophobie nur noch von etwa 12 Prozent der Bevölkerung geteilt wird, zeigen Vorfälle wie dieser, dass der Weg zu einer vollständig akzeptierenden Gesellschaft noch weit ist.

Initiativen wie das Berliner Queer-Bündnis, ein Zusammenschluss von Unternehmen, Organisationen und Institutionen, arbeiten aktiv daran, die Akzeptanz und Wertschätzung gegenüber LGBTQ+-Menschen zu fördern und Diskriminierung entgegenzuwirken.

Der Fall von Basti Fährmann macht deutlich, dass trotz aller rechtlichen Fortschritte und gesellschaftlichen Entwicklungen Diskriminierung im Alltag für queere Menschen in Deutschland nach wie vor eine schmerzhafte Realität darstellt. Es bedarf weiterhin kontinuierlicher Aufklärungsarbeit und entschlossener Maßnahmen gegen Diskriminierung, um echte Gleichstellung und Akzeptanz zu erreichen.

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