"Ein Kampf um Akzeptanz: J.K. Rowling attackiert Internationalen Tag der Asexualität"

Die Mitbegründerin des Internationalen Tags der Asexualität, Yasmin Benoit, hat die Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling scharf kritisiert, nachdem diese den Aktionstag öffentlich verhöhnt hatte. Laut dem ursprünglichen Bericht von PinkNews bezeichnete Rowling den Aktionstag als "Tag der gefälschten Unterdrückung" und machte sich über Menschen lustig, die "vollkommen Fremden mitteilen wollen, dass sie keinen Sex wollen".

Kapern des Diskurses durch prominente Stimme

"Viele Menschen haben den Internationalen Tag der Asexualität nun erstmals durch J.K. Rowlings Hass darauf kennengelernt", erklärte die britische Aktivistin Benoit gegenüber PinkNews. "Es wird jetzt in vielen Räumen diskutiert, in denen ich es zuvor nicht gesehen habe, aber aus negativen Gründen. Sie hat den Anlass gewissermaßen gekapert."

Rowling, die seit Jahren mit kontroversen Äußerungen zu geschlechtlicher Identität für Aufsehen sorgt, veröffentlichte am 6. April 2025 - dem Internationalen Tag der Asexualität - eine Reihe von Beiträgen auf der Plattform X (ehemals Twitter), in denen sie grundlegende Aspekte von Asexualität falsch darstellte und die Legitimität dieser sexuellen Orientierung in Frage stellte.

Asexualität in Deutschland: Zwischen Schutz und Diskriminierung

Auch in Deutschland kämpfen asexuelle Menschen um Anerkennung und Sichtbarkeit. Obwohl das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung verbietet, erleben asexuelle Personen häufig Unverständnis, Vorurteile und Ausgrenzung im Alltag.

Organisationen wie Aspec*German und ACES NRW setzen sich hierzulande für die Rechte und die Sichtbarkeit von asexuellen Menschen ein. Der Internationale Tag der Asexualität wird auch in deutschen Städten mit Veranstaltungen und Aktionen begangen, um Aufklärungsarbeit zu leisten und Community-Vernetzung zu fördern.

Besorgniserregende Studienergebnisse

Eine von Benoit mitveröffentlichte Studie des King's College London offenbart erschreckende Zahlen: Über 40 Prozent der britischen Bevölkerung glauben, dass sich asexuelle Menschen nicht als solche bezeichnen können, wenn sie Sex haben. 26 Prozent meinen, Asexuelle hätten einfach "noch nicht die richtige Person getroffen". Besonders alarmierend: 11 Prozent der Befragten glauben, dass asexuelle Menschen überhaupt nicht existieren.

"Solche pauschalen Aussagen über die asexuelle Community haben zur Zunahme acephober Rhetorik und Fehlinformationen beigetragen, was sehr beunruhigend ist", erklärt Benoit. Ähnliche Einstellungen sind auch in Deutschland verbreitet, wie Umfragen und Berichte immer wieder zeigen.

Was ist Asexualität?

Asexualität ist ein Oberbegriff für verschiedene Identitäten, die durch ein fehlendes oder sehr geringes sexuelles Verlangen gekennzeichnet sind. Dies umfasst Bezeichnungen wie demisexuell (sexuelle Anziehung entsteht erst nach dem Aufbau einer emotionalen Bindung), grauasexuell oder "Grey-A" (gelegentliche oder schwache sexuelle Anziehung) und andere Identitäten im asexuellen Spektrum.

Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen asexuell (keine oder geringe sexuelle Anziehung) und aromantisch (keine oder geringe romantische Anziehung) – ein Unterschied, den Rowling in ihren Kommentaren offenbar nicht verstanden hatte, als sie fragte: "Wie soll man wissen, welche [Sexualität] man hat, wenn man keine sexuelle Anziehung erlebt?"

Positive Entwicklungen trotz Kontroverse

Trotz der negativen Kommentare sieht Benoit auch positive Entwicklungen: "Die Kontroverse hat die Diskussion ins Bewusstsein der Menschen gerückt, allerdings auf eine Weise, bei der sie uns verteidigen, was ich schön finde. Ich weiß nicht, was die Mainstream-Medien tun werden, aber zumindest gibt es Teile des Internets, die sagen: 'Das ist nicht richtig.'"

Ähnliche Entwicklungen sind auch in Deutschland zu beobachten. In den sozialen Medien solidarisieren sich immer mehr Menschen mit der asexuellen Community und fordern mehr Aufklärung und Respekt. Der Internationale Tag der Asexualität, der erst seit wenigen Jahren begangen wird, gewinnt auch hierzulande an Bedeutung und Sichtbarkeit – ungewollt verstärkt durch die Kontroverse um J.K. Rowlings Äußerungen.

Für Benoit unterstreicht der Vorfall die Notwendigkeit gesetzlicher Schutzmaßnahmen für asexuelle Menschen. Ein Anliegen, das auch in Deutschland zunehmend Gehör findet, wo die Vielfalt sexueller und romantischer Orientierungen in der Gesellschaftsdebatte immer mehr Raum einnimmt.

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