Anerkennung für queere Vorreiter: Bundesverdienstkreuz für Albert Kehrer und Klaus Müller

Die Bundesrepublik Deutschland hat in dieser Woche zwei herausragende LGBTQ+ Aktivisten mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Wie queer.de berichtet, wurden Albert Kehrer in München und Klaus Müller in Göttingen für ihr jahrzehntelanges Engagement für die queere Community ausgezeichnet. Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland gilt als höchste Anerkennung, die Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.

Albert Kehrer: Vorreiter für queere Vielfalt in der Arbeitswelt

Bei einer feierlichen Zeremonie im Münchner Sozialministerium erhielt Albert Kehrer am Donnerstag das Bundesverdienstkreuz für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement für queere Vielfalt und Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Kehrer, der als Vorstand der gemeinnützigen Stiftung PROUT AT WORK tätig ist, hat sich seit Jahren für mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung von LGBTQ+-Personen im Berufsleben eingesetzt.

"Diese Auszeichnung ist eine große Ehre", erklärte Kehrer bei der Verleihung. "Vielfalt ist kein Randthema, sondern eine Stärke unserer Gesellschaft – und ich werde mich als Vorstand von PROUT AT WORK weiterhin mit voller Überzeugung für eine offene und diskriminierungsfreie Arbeitswelt einsetzen."

Kehrers Engagement begann bereits 2003, als er das "LGBTIQ-Mitarbeitenden-Netzwerk" bei IBM gründete und über mehrere Jahre leitete. Diese Initiative diente nicht nur als Anlaufstelle für queere Mitarbeitende und deren Unterstützer, sondern trug auch wesentlich zur Sensibilisierung von Führungskräften für Diversity-Themen bei. Später arbeitete er bei KPMG als Head of Diversity & Inclusion und implementierte dort Programme für alle Diversity-Dimensionen. Seit 2010 ist er als selbstständiger Diversity-Experte, Coach und Berater tätig.

2013 war Kehrer maßgeblich an der Gründung der PROUT AT WORK Foundation beteiligt, die sich für die Chancengleichheit von LGBTQ+-Personen am Arbeitsplatz einsetzt. Die Stiftung wurde mit Unterstützung von acht Unternehmen ins Leben gerufen und hat sich seitdem zu einer wichtigen Plattform für queere Belange in der deutschen Arbeitswelt entwickelt.

Klaus Müller: Vier Jahrzehnte Einsatz für die queere Community

Am Freitag folgte eine weitere Ehrung in Göttingen: Klaus Müller erhielt aus den Händen von Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) ebenfalls das Bundesverdienstkreuz für sein außerordentliches Engagement. Müller setzt sich seit mehr als 40 Jahren für die Akzeptanz sexueller Vielfalt und die Belange der queeren Community ein.

Zu seinen zahlreichen Verdiensten zählt die Mitbegründung der Göttinger Aidshilfe, die in den 1980er Jahren, auf dem Höhepunkt der AIDS-Krise, wichtige Aufklärungsarbeit leistete und Betroffenen Unterstützung bot. Als Mitinhaber des Waldschlösschens und Vorstand der Hannchen Mehrzweck Stiftung hat Müller wesentlich zur Stärkung der LGBTQ+-Infrastruktur in Deutschland beigetragen.

Aktuell widmet sich Müller vor allem einem von ihm initiierten Forschungsprojekt zur Verfolgung von Schwulen nach 1945 am Beispiel der Universität Göttingen. Diese Arbeit ist von besonderer historischer Bedeutung, da sie die oft übersehene Fortführung der Diskriminierung homosexueller Menschen auch nach Ende des NS-Regimes dokumentiert.

Göttingen ist seit langem ein wichtiges Zentrum für queere Aktivitäten in Deutschland. Das Queere Zentrum Göttingen bietet heute einen Überblick über die vielfältigen Organisationsstrukturen der lokalen Community. Die seit 1995 stattfindenden LesBiSchwulen* KULTURTAGE Göttingen haben ebenfalls maßgeblich zur Sichtbarkeit und Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen beigetragen.

Bedeutung der Auszeichnungen für die LGBTQ+-Community

Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an zwei queere Aktivisten innerhalb einer Woche sendet ein wichtiges Signal der Anerkennung an die LGBTQ+-Community in Deutschland. Es unterstreicht, dass der Einsatz für Vielfalt und Gleichberechtigung als wesentlicher Beitrag zum Gemeinwohl angesehen wird.

In einer Zeit, in der queere Rechte in vielen Teilen der Welt unter Druck geraten, ist diese Würdigung auch ein Bekenntnis zur Bedeutung einer inklusiven Gesellschaft. Die Ehrungen von Kehrer und Müller zeigen, dass Deutschland das jahrzehntelange Engagement für LGBTQ+-Rechte wertschätzt und als gesellschaftlich relevant anerkennt.

Für jüngere LGBTQ+-Aktivist*innen können diese Auszeichnungen zudem motivierend wirken und verdeutlichen, dass ihr Einsatz für eine gerechtere Gesellschaft geschätzt und gewürdigt wird. Gleichzeitig erinnern die Ehrungen daran, wie wichtig kontinuierliches Engagement ist, um Errungenschaften zu sichern und weiteren Fortschritt zu ermöglichen.

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