Alarmierende Zunahme: Queerfeindlicher Gruppenangriff in Frankfurt zeigt beunruhigenden Trend

Am Ostersamstag wurde ein 60-jähriger Mann aus der queeren Community in der Frankfurter Friedberger Anlage Opfer eines brutalen queerfeindlichen Angriffs. Wie in der ursprünglichen Meldung von queer.de berichtet, besprühte eine Gruppe von 10 bis 12 jugendlichen Angreifern den Mann mit einer reizenden Flüssigkeit, nachdem sie ihn zu Boden gestoßen hatten. Dieser Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung zunehmender Gewalt gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland ein.

Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland

Die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zeichnen ein alarmierendes Bild: Im Jahr 2023 wurden 1.785 queerfeindliche Straftaten in Deutschland registriert – ein Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber den 1.188 Fällen aus dem Vorjahr. Besonders beunruhigend ist die langfristige Entwicklung: Die dokumentierten Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" haben sich seit 2010 nahezu verzehnfacht.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Betroffene besser zu schützen. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Opfer aus Angst vor weiterer Stigmatisierung oder mangelndem Vertrauen in die Strafverfolgung keine Anzeige erstatten.

Frankfurt: Das Regenbogenviertel im Fokus der Gewalt

Das Frankfurter Regenbogenviertel, das sich zwischen Bleichstraße und Konstablerwache, insbesondere entlang der Großen Friedberger Straße erstreckt, ist in den letzten Jahren wiederholt Schauplatz queerfeindlicher Übergriffe geworden. Der aktuelle Vorfall in der Friedberger Anlage, bei dem der 60-jährige Mann von einer größeren Gruppe junger Menschen angegriffen wurde, ist leider kein Einzelfall.

Bereits im Sommer 2022 erregten mehrere schwere Gewalttaten in Frankfurt die öffentliche Aufmerksamkeit. Wie die hessenschau berichtete, wurde einem Mann der Kiefer gebrochen, als er morgens eine Bar verließ. Eine bekannte Frankfurter Drag Queen wurde mit Pfefferspray attackiert, und es gab weitere Fälle, in denen abgebrochene Flaschen als Waffen eingesetzt wurden.

Maßnahmen gegen die zunehmende Queerfeindlichkeit

Als Reaktion auf die wachsende Bedrohungslage hat die Stadt Frankfurt einen LSBTIQ-Koordinierungskreis eingerichtet, in dem Vertreter der Stadt, der Polizei und der queeren Community zusammenarbeiten. Die Polizei hat ihre Präsenz im Regenbogenviertel verstärkt, und es wurden "Safe Spaces" geschaffen, die sich mit speziellen Stickern als queerfreundlich kennzeichnen.

Die LSBT*IQ Netzwerkstelle Rhein-Main bietet zudem wichtige Unterstützung und Vernetzung für Betroffene in der Region an. Sie setzt sich aktiv gegen Diskriminierung und queerfeindliche Gewalt ein und bietet Anlaufstellen für Opfer solcher Übergriffe.

Hintergründe und gesellschaftliche Dimension

Homophobie wird in den Sozialwissenschaften als eine Form von Queerfeindlichkeit und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit betrachtet. Sie kann von subtilen Vorurteilen über offene Diskriminierung bis hin zu gewalttätigen Übergriffen reichen. Besonders besorgniserregend ist, dass rechtsextreme Ideologien oft Homophobie als Kernelement beinhalten, was die Verknüpfung zwischen politischer Radikalisierung und queerfeindlicher Gewalt verstärkt.

Der Fall des 60-jährigen Mannes, der in der Friedberger Anlage attackiert wurde, verdeutlicht die weiterhin bestehende Bedrohung für queere Menschen selbst in vermeintlich offenen und toleranten Städten wie Frankfurt. Die Täter werden als 15- bis 25-jährige Personen beschrieben, was Fragen zur Sozialisation und Präventionsarbeit bei jungen Menschen aufwirft.

Aufruf an Zeugen und Solidarität

Die Frankfurter Polizei bittet weiterhin Zeugen, die Hinweise zu dem aktuellen Vorfall oder der Personengruppe geben können, sich unter der Rufnummer (069) 755 10100 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.

Dieser Vorfall unterstreicht erneut, wie wichtig gesellschaftliche Solidarität mit der LGBTQ+-Community ist. In einer Zeit, in der queerfeindliche Straftaten deutlich zunehmen, sind zivilgesellschaftliches Engagement, entschlossenes Handeln der Behörden und verstärkte Bildungs- und Aufklärungsarbeit unerlässlich, um dem Hass entgegenzuwirken und allen Menschen ein Leben in Sicherheit und Würde zu ermöglichen.

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