Disney plant Themenpark in den VAE, wo Homosexualität unter Strafe steht - Ein Dilemma zwischen wirtschaftlichen Interessen und Werten

Disney hat kürzlich bekanntgegeben, einen neuen Themenpark in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zu eröffnen - einem Land, in dem Homosexualität illegal ist und mit Gefängnisstrafen bis hin zur Todesstrafe geahndet werden kann. Die ursprüngliche Meldung stammt von PinkNews, die am 8. Mai 2025 über diese Entwicklung berichtete.

Disneys neue Partnerschaft trotz problematischer Menschenrechtslage

In einer gemeinsamen Ankündigung am 7. Mai erklärten die lokale Miral Group und The Walt Disney Company ihre Absicht, einen "Landmark Disney Resort in Abu Dhabi" zu errichten. Der neue Themenpark soll auf Yas Island entstehen. Diese Ankündigung erfolgte kurz vor dem Besuch des US-Präsidenten Donald Trump in der Region.

Was auf den ersten Blick als wirtschaftliche Erfolgsgeschichte erscheint, wirft jedoch ernsthafte ethische Fragen auf. In den VAE ist Homosexualität sowohl für Männer als auch für Frauen strafbar. Die Strafen reichen von Gefängnisstrafen über chemische Kastration, Auspeitschen und Geldstrafen bis hin zur Abschiebung und in seltenen Fällen sogar zur Hinrichtung. Nach Artikel 80 des Strafgesetzbuchs von Abu Dhabi können "unnatürliche sexuelle Handlungen mit einer anderen Person" mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden, wie die Organisation Human Dignity Trust berichtet.

Kritische Reaktionen aus der Community

Die Ankündigung wurde in sozialen Medien kritisch aufgenommen. Ein Nutzer schrieb: "Wie soll das Disney-Magie sein? Ich hoffe, eure Partnerschaft hat ein Schlupfloch... denn das ist Unsinn." Ein anderer kommentierte: "Abu Dhabis Bilanz in Bezug auf Frauen- und LGBTQ-Rechte ist besorgniserregend. Eine interessante Wahl von Disney."

Trotz dieser Bedenken betonte Mohamed Khalifa al Mubarak, Vorsitzender von Miral: "Was wir mit Disney in Abu Dhabi erschaffen, ist eine völlig neue Welt der Fantasie, ein Erlebnis, das Generationen in der Region und weltweit inspirieren wird." Disney-CEO Bob Iger fügte hinzu, dass es sich um einen "aufregenden Moment" für das Unternehmen handele, einen Themenpark in Abu Dhabi zu bauen, "dessen Kultur reich an Wertschätzung für Kunst und Kreativität ist."

Deutsche Unternehmen vor ähnlichen Herausforderungen

Disneys Entscheidung spiegelt ein Dilemma wider, mit dem auch viele deutsche Unternehmen konfrontiert sind, die in Ländern mit restriktiven LGBTQ+-Gesetzen tätig sind. Konzerne wie Siemens, Volkswagen und die Deutsche Bank haben sich in Deutschland klar für Diversität und Inklusion positioniert, operieren aber gleichzeitig in Märkten, in denen LGBTQ+-Rechte stark eingeschränkt sind.

Der Deutschlandfunk berichtete in der Vergangenheit über die Herausforderungen deutscher Unternehmen, ihre Unternehmenswerte mit den lokalen Gesetzen und kulturellen Normen in Ländern mit problematischer Menschenrechtslage in Einklang zu bringen. Viele Unternehmen versuchen, einen Mittelweg zu finden, indem sie intern LGBTQ+-freundliche Richtlinien implementieren, während sie nach außen die lokalen Gesetze respektieren.

Die Wirtschaftsethik-Debatte in Deutschland

In Deutschland hat die Debatte über Wirtschaftsethik und Menschenrechte in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Das 2021 verabschiedete Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet deutsche Unternehmen, Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette zu achten. LGBTQ+-Rechte werden jedoch in diesem Kontext oft nicht explizit adressiert.

"Unternehmen stehen vor dem Dilemma, entweder auf lukrative Märkte zu verzichten oder ihre eigenen Werte zu kompromittieren", erklärt Dr. Marina Schmidt vom Deutschen Institut für Menschenrechte in einem Interview. "Es gibt keine einfachen Lösungen, aber Unternehmen sollten transparenter darüber sein, wie sie mit diesen Widersprüchen umgehen und welche Maßnahmen sie ergreifen, um ihre LGBTQ+-Mitarbeiter*innen in allen Ländern zu schützen."

Die Verantwortung globaler Unternehmen

Disneys Entscheidung wirft die grundsätzliche Frage auf, inwieweit globale Unternehmen eine Verantwortung tragen, ihre Werte konsequent zu vertreten - auch wenn dies geschäftliche Nachteile mit sich bringen könnte. Das Unternehmen, das sich in den USA öffentlich für LGBTQ+-Rechte einsetzt und Pride-Veranstaltungen in seinen Themenparks organisiert, scheint in diesem Fall wirtschaftliche Interessen über diese Werte zu stellen.

Für deutsche Verbraucher*innen und Investor*innen stellt sich zunehmend die Frage, ob sie Unternehmen unterstützen wollen, die solche Kompromisse eingehen. Der BUND und andere Organisationen fordern seit langem, dass ethische Kriterien bei Investitionen stärker berücksichtigt werden sollten - einschließlich der Haltung von Unternehmen zu LGBTQ+-Rechten.

Während Disney mit seinem neuen Projekt in den VAE voranschreitet, bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen Maßnahmen ergreifen wird, um seine LGBTQ+-freundlichen Werte auch in diesem Kontext zu vertreten oder ob es sich den lokalen Gegebenheiten vollständig anpassen wird. Die Entscheidung könnte richtungsweisend sein für andere westliche Unternehmen, die in Regionen mit restriktiven LGBTQ+-Gesetzen expandieren möchten.

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