Die Ukraine könnte eines der LGBTQ+-freundlichsten Länder Europas werden – wenn sie Russland besiegt

Die Ukraine könnte eines der LGBTQ+-freundlichsten Länder Europas werden – wenn sie Russland besiegt

Während Russland seinen Angriff auf die Ukraine unter anderem mit homophober Propaganda rechtfertigt, entwickelt sich in der ukrainischen Gesellschaft eine bemerkenswerte Wandlung. Laut einem aktuellen Bericht von PinkNews könnte die Ukraine bei einem Sieg über Russland zu einem der LGBTQ+-freundlichsten Länder Europas werden – eine Entwicklung, die auch für die deutsche LGBTQ+-Community von Bedeutung ist.

Russlands Anti-LGBTQ+-Propaganda als Kriegsrechtfertigung

Seit Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 nutzt Russland homophobe und transfeindliche Propaganda als Rechtfertigung für seine Invasion. Patriarch Kirill von Moskau behauptete etwa, Russland kämpfe in der Ukraine, weil die Menschen in Donezk keine "vom Westen aufgezwungenen" Gay Prides wollten. Der St. Petersburger Gouverneur Alexander Beglov behauptete 2024 sogar, russische Truppen wüssten genau, wofür sie kämpften, weil sie "genderneutrale Toiletten" in ukrainischen Schulen gesehen hätten – eine Behauptung, die jeglicher Grundlage entbehrt.

Während in Russland die Verfolgung der LGBTQ+-Community drastisch zunimmt – mit der Einstufung der "internationalen LGBT-Bewegung" als extremistische Gruppe und dem Verbot von Geschlechtsangleichungen – entwickelt sich die Ukraine in eine völlig andere Richtung.

Gesellschaftlicher Wandel in der Ukraine

Die Statistiken sprechen für sich: Laut Umfragen hatten 2023 bereits 58% der Ukrainer:innen eine neutrale oder positive Einstellung gegenüber LGBTQ+-Personen. 2024 ist dieser Wert auf über 70% gestiegen. Diese Entwicklung ist bemerkenswert für ein Land, das noch vor zehn Jahren stark von sowjetischen anti-LGBTQ+-Einstellungen geprägt war.

Präsident Wolodymyr Selenskyj versprach zudem 2024, ein Gesetz für gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu unterzeichnen – ein bedeutender Schritt für ein osteuropäisches Land. Auch haben sich viele LGBTQ+-Personen der ukrainischen Armee angeschlossen, was trotz alltäglicher Herausforderungen die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung fördert.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

In Deutschland wurde die gleichgeschlechtliche Ehe bereits 2017 legalisiert, und das Land verfügt über umfassende Antidiskriminierungsgesetze. Die gesellschaftliche Akzeptanz ist hier generell höher als in der Ukraine. Dennoch ist der rasche Wandel in der ukrainischen Gesellschaft bemerkenswert und könnte in den kommenden Jahren zu einer Annäherung an westeuropäische Standards führen.

Eine Studie von ILGA Europe zeigt, dass die Ukraine in den letzten Jahren einige wichtige Schritte unternommen hat, darunter die Änderung des Arbeitsrechts zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität. Deutschland kann hier als erfahrener Partner wichtige Unterstützung bieten, sowohl auf rechtlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene.

LGBTQ+-Rechte als Teil des Kampfes für Demokratie

Der Kampf der Ukraine gegen Russland ist auch ein Kampf für westliche Werte wie Freiheit und Gleichheit. Während in von Russland besetzten Gebieten die Situation für LGBTQ+-Personen lebensbedrohlich ist, wird Queerfeindlichkeit in der ukrainischen Gesellschaft zunehmend geächtet – teilweise als bewusste Abgrenzung von Russland und dessen Propaganda.

In Deutschland setzen sich viele Organisationen wie der LSVD aktiv für die Unterstützung der ukrainischen LGBTQ+-Community ein. Diese Solidarität ist ein wichtiges Zeichen in Zeiten, in denen Autokratien weltweit LGBTQ+-Rechte als Angriffsziel nutzen.

Fazit: Ein hoffnungsvoller Ausblick mit Herausforderungen

Die Entwicklung in der Ukraine zeigt, dass gesellschaftlicher Wandel selbst unter schwierigsten Bedingungen möglich ist. Für die deutsche LGBTQ+-Community bedeutet dies, dass die Unterstützung der Ukraine auch eine Unterstützung für LGBTQ+-Rechte in Osteuropa darstellt.

Der Sieg der Ukraine über Russland wäre nicht nur ein geopolitischer Erfolg, sondern auch ein Sieg für LGBTQ+-Rechte in einer Region, die historisch von Diskriminierung geprägt war. Deutschland als eines der führenden Länder in Bezug auf LGBTQ+-Rechte in Europa kann und sollte bei diesem Prozess eine wichtige unterstützende Rolle spielen.

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