Trumps umstrittene Behauptung: Die Geschichte hinter dem Fall Januar Littlejohn und die Situation in Deutschland

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump sorgte kürzlich mit Behauptungen über die "geheime Transition" eines Kindes für Aufsehen. Bei seiner Rede vor dem US-Kongress am 4. März stellte Trump die Mutter January Littlejohn vor und behauptete, ihre Tochter sei ohne Wissen der Eltern in der Schule "geheim transitioniert" worden. Die ursprüngliche Berichterstattung stammt von Pink News, wo die komplexen Hintergründe dieses Falls dargestellt werden.

Was ist tatsächlich passiert?

January Littlejohn und ihr Ehemann haben 2021 den Schulbezirk Leon County in Florida verklagt. Sie behaupteten, dass die Schule für ihre damals 13-jährige Tochter einen "Transgender/Gender Nonconforming Student Support Plan" erstellt hatte, ohne die Eltern zu informieren. Laut Trump hätten "Lehrer und Administratoren konspiriert, um January und ihren Ehemann zu täuschen, während sie ihre Tochter ermutigten, einen neuen Namen und they/them-Pronomen zu verwenden."

E-Mails, die CNN und der Tallahassee Democrat einsehen konnten, zeichnen jedoch ein anderes Bild. Diese E-Mails zeigen, dass Littlejohn offenbar über die Geschlechtsidentität ihrer Tochter informiert war und Lehrer sogar darüber in Kenntnis gesetzt hatte. In einer E-Mail vom 27. August 2020 schrieb Littlejohn an eine Lehrerin: "Dies ist eine unglaublich schwierige Situation für unsere Familie, und ihr Vater und ich versuchen, so unterstützend wie möglich zu sein. Sie identifiziert sich derzeit als nicht-binär. Sie möchte mit dem neuen Namen [geschwärzt] angesprochen werden und bevorzugt die Pronomen they/them."

Rechtliche Konsequenzen und politische Instrumentalisierung

Die Klage der Familie Littlejohn wurde von einem Bundesrichter abgewiesen, woraufhin die Familie Berufung einlegte. Der Fall hatte weitreichende politische Folgen: 2022 führte Florida das umstrittene "Parental Rights in Education Act" ein – von Kritikern als "Don't Say Gay"-Gesetz bezeichnet. Dieses Gesetz enthielt ursprünglich eine Klausel, die Schulleiter verpflichtet hätte, Eltern innerhalb von sechs Wochen zu informieren, wenn sich ihr Kind als nicht heterosexuell outet – eine Regelung, die nach Kritik zurückgezogen wurde.

January Littlejohn arbeitet mittlerweile für "Do No Harm", eine Organisation, die gegen "woke Aktivisten" im Gesundheitswesen kämpft. Die Instrumentalisierung ihres Falls durch Trump reiht sich ein in seine anti-transgender Politik. Während seiner Amtszeit hat er angekündigt, Bundesmittel für Schulen zu streichen, die "Transgender-Wahnsinn" fördern.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

Die Debatte um Transgender-Rechte und elterliche Mitbestimmung wird auch in Deutschland kontrovers geführt, allerdings unter anderen rechtlichen Rahmenbedingungen. Deutschland hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten gemacht. Seit dem 1. November 2024 können Personen über 18 Jahre ihr Geschlecht per Selbstbestimmungsgesetz ändern. Zudem ist Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität bundesweit verboten.

Gleichzeitig gibt es auch in Deutschland politische Kräfte, die gegen eine liberale LGBTQ+-Politik mobilisieren. Die AfD spricht sich gegen "Gender-Ideologie" aus und fordert ein Verbot von Geschlechtsangleichungsmaßnahmen für Minderjährige. Einige Bundesländer haben bereits Verbote für die Verwendung genderneutraler Sprache in Schulen erlassen.

Der Umgang mit Trans-Jugendlichen an deutschen Schulen ist jedoch weniger durch politische Polarisierung geprägt als in den USA. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes empfiehlt, LGBTQ*-Themen in die Schullehrpläne aufzunehmen und obligatorische Schulungen für Lehrkräfte zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt einzuführen.

Fazit: Komplexe Wahrheiten hinter politischen Behauptungen

Der Fall Januar Littlejohn zeigt exemplarisch, wie komplexe Familiengeschichten für politische Zwecke vereinfacht und instrumentalisiert werden können. Die vollständigen Fakten zeichnen oft ein nuancierteres Bild als politische Reden vermuten lassen. Während in den USA Transgender-Rechte zu einem zentralen Kulturkampfthema geworden sind, verfolgt Deutschland einen vergleichsweise ausgewogeneren Ansatz, der sowohl die Rechte der Kinder als auch die Rechte der Eltern zu berücksichtigen versucht.

Für die deutsche LGBTQ+-Community bleibt es wichtig, die internationale Entwicklung zu beobachten, gleichzeitig aber eigene, an unsere gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen angepasste Wege zu finden, um Diskriminierung abzubauen und Vielfalt zu fördern.

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