Trumps Anti-Diversitäts-Kurs erreicht deutsche Unternehmen: Telekom-Tochter beendet DEI-Programme in den USA

Die US-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile, hat ihre Initiativen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) weitgehend aufgegeben, wie queer.de berichtet. In einem Schreiben an die amerikanische Telekom-Regulierungsbehörde FCC verpflichtete sich das Unternehmen, spezifische Ziele in diesem Bereich aufzugeben und zwei thematische Beiräte aufzulösen.

Politischer Druck aus Washington

Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund des intensiven Drucks der Trump-Administration auf Unternehmen, ihre Diversitätsprogramme einzustellen. Die Deutsche Telekom ist damit nicht allein: Zahlreiche US-Unternehmen wie Google und Meta haben ihre DEI-Programme bereits zurückgefahren. Auch deutsche Unternehmen mit US-Geschäft geraten zunehmend unter Druck.

Brandan Carr, Vorsitzender der FCC und Vertrauter von US-Präsident Donald Trump, hatte zuvor angekündigt, dass die Behörde keine Fusionen und Übernahmen von Unternehmen genehmigen werde, die "noch immer unlautere Formen der DEI-Diskriminierung fördern". Nur einen Tag nach dem Schreiben von T-Mobile genehmigte die FCC die von T-Mobile angestrebte Übernahme des Kabelnetzbetreibers Lumos.

Deutsche Unternehmen im Zwiespalt

Die aktuelle Entwicklung stellt deutsche Unternehmen mit US-Präsenz vor ein Dilemma. Während in Deutschland das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) einen klaren rechtlichen Rahmen für Antidiskriminierung setzt, verfolgt die Trump-Administration einen entgegengesetzten Kurs.

Nach Informationen deutscher Medien haben rund zwei Dutzend in Deutschland ansässige Unternehmen Schreiben von der US-Botschaft erhalten, in denen sie aufgefordert werden, sich von Programmen zur Förderung von Diversität zu distanzieren. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat diese Einflussnahme bestätigt.

Die Reaktion der Deutschen Telekom

Ein Sprecher des Bonner Mutterkonzerns betonte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass die Deutsche Telekom ihren Werten verpflichtet bleibe. Gleichzeitig stelle man "die vollständige Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben in Europa und den USA" sicher – eine Formulierung, die den schwierigen Spagat des Unternehmens verdeutlicht.

Bemerkenswert ist, dass die Deutsche Telekom in Deutschland weiterhin ihr LGBT*IQ Mitarbeiter-Netzwerk MagentaPride unterstützt, das sich für den Abbau von Vorurteilen und die Förderung von Vielfalt einsetzt. In den USA hatte T-Mobile zuvor ebenfalls verschiedene Employee Resource Groups (ERGs) gefördert, darunter eine Pride-Gruppe für LGBTQ+ Mitarbeiter:innen.

Argumente gegen Diversitätsprogramme

Die Gegner der DEI-Programme argumentieren, dass durch die Bevorzugung bestimmter Bevölkerungsgruppen andere benachteiligt würden. Trump, seine Minister:innen und auch Tech-Milliardär Elon Musk behaupten, durch solche Initiativen leide die Kompetenz. Belege für diese Behauptungen gibt es allerdings nicht.

Im Gegenteil: Zahlreiche Studien belegen, dass diverse Teams innovativer und erfolgreicher arbeiten. Zudem sind DEI-Initiativen besonders für jüngere Generationen von Bedeutung, die bevorzugt für Unternehmen arbeiten wollen, die Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion aktiv fördern, wie eine Analyse von Tivian zeigt.

Diversität trotz Gegenwind

T-Mobile USA betont in seinem Schreiben an die FCC, dass das Unternehmen dennoch am besten sei, "wenn seine Belegschaft und seine Lieferanten eine Vielzahl an Fähigkeiten und Hintergründen einbringen in unser gemeinsames Bestreben, das beste Mobilfunk-Unternehmen im Land zu sein." Und stellt klar: "Wir werden diesen Grundsätzen weiter verpflichtet bleiben."

Die widersprüchlichen Signale verdeutlichen das Dilemma, in dem sich internationale Unternehmen befinden: Einerseits möchten sie ihre Werte aufrechterhalten, andererseits müssen sie den politischen Realitäten in wichtigen Märkten Rechnung tragen.

Für die LGBTQ+ Community in Deutschland und in den USA bedeutet diese Entwicklung einen weiteren Rückschlag im Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung im Arbeitsumfeld. Während in Deutschland Diversitätsprogramme durch das AGG gestützt werden, könnte der Druck aus den USA langfristig auch die hiesige Unternehmenskultur beeinflussen.

Bleibt zu hoffen, dass deutsche Unternehmen trotz des Drucks aus den USA an ihren Grundwerten festhalten und weiterhin für eine vielfältige und inklusive Arbeitsumgebung einstehen – auch wenn dies zunehmend schwieriger wird.

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