In Leverkusen-Opladen kam es am frühen Sonntagmorgen zu einem brutalen homophoben Angriff auf zwei 23 und 25 Jahre alte Männer, wie die Kölner Polizei am Montag meldete. Dieser Vorfall reiht sich in eine zunehmende Zahl queerfeindlicher Gewalttaten in Deutschland ein, die immer mehr Besorgnis auslösen. Die Tat, die auf der Webseite von queer.de detailliert berichtet wurde, ereignete sich gegen 6:25 Uhr in der Fußgängerzone der Kölner Straße.
Der Übergriff in Leverkusen
Nach Polizeiangaben wurde das schwule Paar zunächst von einer sechsköpfigen Männergruppe verbal beleidigt. Anschließend gingen zwei Männer aus der Gruppe mit Faustschlägen ins Gesicht und Tritten gegen den Körper auf die beiden jungen Männer los. Die Opfer erlitten Gesichtsverletzungen und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Tätergruppe flüchtete in Richtung Bahnhof Leverkusen-Opladen.
Die Polizei Köln hat inzwischen Personenbeschreibungen der beiden Haupttäter veröffentlicht und bittet Zeugen um Hinweise. Die Ermittlungen werden vom polizeilichen Staatsschutz geführt, was darauf hindeutet, dass die Behörden von einem politisch motivierten Hassverbrechen ausgehen.
Alarmierende Zunahme queerfeindlicher Gewalt in Deutschland
Der Vorfall in Leverkusen ist kein Einzelfall. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) und des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) hat sich die Zahl queerfeindlicher Straftaten in Deutschland in den letzten Jahren dramatisch erhöht. Im Jahr 2023 wurden 1.785 Fälle von Hasskriminalität gegen LSBTIQ*-Personen erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen im Jahr 2022.
Besonders erschreckend: Die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" hat sich seit 2010 nahezu verzehnfacht, wie ZDFheute berichtet. Zu den häufigsten Delikten zählen Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen, Nötigungen und Bedrohungen.
Dunkelziffer vermutlich weit höher
Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. "Viele Betroffene zeigen erlebte Übergriffe nicht an – aus Scham, aus Angst vor einem unfreundlichen Empfang bei der Polizei oder weil sie befürchten, dass ihre sexuelle Identität dadurch ungewollt öffentlich wird", erklärt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) auf seiner Webseite.
Der LSVD führt eine Chronik von Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen, die die tagtäglichen Anfeindungen, Bedrohungen und Angriffe dokumentiert. Die Organisation fordert eine Verbesserung des Rechtsschutzes für queere Menschen und die Einsetzung einer unabhängigen Expert*innen-Kommission, die eine systematische Bestandsaufnahme aller Erscheinungsformen von LSBTIQ*-Feindlichkeit erarbeitet.
Gesellschaftliche Ursachen
Die Täter homophober Gewalt sind oft Vertreter der Heteronormativität, des Heterosexismus oder eines religiösen Fundamentalismus, die eine davon abweichende sexuelle Orientierung und/oder eine nichtbinäre Geschlechtsidentität ablehnen. Experten sehen einen Zusammenhang zwischen zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung und dem Anstieg queerfeindlicher Straftaten.
"In Zeiten gesellschaftlicher Krisen und politischer Polarisierung werden oft Minderheiten zu Sündenböcken gemacht", erklärt die Sozialwissenschaftlerin Dr. Maria Schmidt, die zu Hassverbrechen forscht. "Die zunehmende Sichtbarkeit queerer Menschen in der Gesellschaft führt einerseits zu mehr Akzeptanz, provoziert andererseits aber auch Gegenreaktionen bei denjenigen, die sich von gesellschaftlichen Veränderungen bedroht fühlen."
Was tun bei queerfeindlichen Übergriffen?
Die Polizei und Beratungsstellen für LSBTIQ*-Personen empfehlen, jeden Übergriff anzuzeigen. In vielen deutschen Städten gibt es inzwischen spezielle Ansprechpersonen für queere Menschen bei der Polizei. Zudem bieten Organisationen wie der LSVD Beratung und Unterstützung für Betroffene an.
Der Vorfall in Leverkusen zeigt einmal mehr, dass der Kampf gegen Queerfeindlichkeit trotz aller rechtlichen und gesellschaftlichen Fortschritte der letzten Jahrzehnte noch lange nicht gewonnen ist. Er mahnt uns, wachsam zu bleiben und gemeinsam für eine Gesellschaft einzutreten, in der alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität frei und sicher leben können.