Russlands Angriff auf die Aids-Bekämpfung: Elton Johns Stiftung als "unerwünscht" eingestuft - während Deutschland Fortschritte macht

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat die Elton John AIDS Foundation als "unerwünschte ausländische Organisation" eingestuft und damit faktisch ihre Tätigkeit in Russland verboten. Wie queer.de berichtet, wirft die Behörde der Stiftung des britischen Sängers vor, eine negative Haltung gegenüber Ländern wie Russland einzunehmen, die angeblich "traditionelle spirituelle und moralische Werte" schützen.

Hintergrund des Verbots

Die von Elton John 1992 gegründete Stiftung hat bislang über 600 Millionen US-Dollar in 54 Ländern für HIV-Prävention und Pflege bereitgestellt. Der Vorsitzende ist Elton Johns Ehemann David Furnish. Besonders pikant: Die russischen Behörden erwähnten in ihrer Begründung explizit das "Homo-Propaganda-Gesetz" und spielten auf die Homosexualität des Sängers an.

"Die NGOs beteiligen sich aktiv an einer vom 'kollektiven Westen' orchestrierten Informationskampagne, um traditionelle Werte zu diskreditieren und soziale Spannungen zu eskalieren", so die Staatsanwaltschaft in ihrer Erklärung. Weiter warf sie den Stiftungen die Förderung "von nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen, von westlichen Familienmodellen und Geschlechtsumwandlungen" vor.

Teil einer größeren Repressionswelle

Die Einstufung als "unerwünschte Organisation" bedeutet laut russischem Gesetz von 2015, dass die Stiftung ihre Tätigkeit in Russland einstellen muss. Konten und eventuelles Eigentum werden blockiert, Vertretungen geschlossen. Betroffen sind mit Stand Februar über 200 Einrichtungen, darunter auch die Stiftungen deutscher Parteien.

Diese Maßnahme reiht sich ein in eine lange Liste repressiver Aktionen gegen die LGBTQ+-Community in Russland. 2013 wurde das Gesetz gegen "Homo-Propaganda" erlassen, das nach einer Verschärfung auch die "Bewerbung" von LGBTQ+-Themen gegenüber Erwachsenen unter Strafe stellt. 2023 untersagte Russland geschlechtsangleichende Operationen und deren rechtliche Anerkennung. Im selben Jahr erklärte das Oberste Gericht "die internationale LGBT-Bewegung als extremistisch" und verbot ihre Aktivitäten im Land.

Besonders besorgniserregend: Trotz der hohen HIV-Infektionsraten in Russland und des Mangels an lebensrettenden Medikamenten geht die Regierung gezielt gegen Organisationen vor, die sich für die Bekämpfung von HIV und AIDS einsetzen, wie TVP World berichtet.

Kontrast zu Deutschland

Während in Russland LGBTQ+-Rechte massiv eingeschränkt werden, sind in Deutschland zuletzt wichtige Fortschritte erzielt worden. Seit dem 1. November 2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Menschen die Änderung ihres Geschlechtseintrags und Vornamens erleichtert.

Auch auf kommunaler Ebene gibt es positive Entwicklungen: Mit breiter Mehrheit hat beispielsweise der Dortmunder Stadtrat kürzlich einen umfassenden Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt beschlossen, wie der LSVD Baden-Württemberg berichtet.

Dennoch gibt es auch hierzulande weiterhin Handlungsbedarf. Der LSVD (Lesben- und Schwulenverband) fordert eine Erweiterung des Grundgesetzes zum besseren Schutz queerer Menschen. Zudem zeigt ein aktueller Bericht der Bundesregierung, dass die Akzeptanzwerte zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Deutschland erstmals seit Jahrzehnten sinken – ein beunruhigendes Signal.

Elton Johns Engagement

Elton John selbst war mehrfach in Russland aufgetreten, hatte aber gleichzeitig die antiqueere Politik des Landes und den Umgang mit HIV kritisiert. 2016 traf er gezielt Aids- und LGBTI-Aktivist*innen in Moskau, um auf die Situation aufmerksam zu machen.

Seine Stiftung hat sich seit ihrer Gründung nicht nur für die medizinische Versorgung von HIV-positiven Menschen eingesetzt, sondern auch gegen die Stigmatisierung der LGBTQ+-Gemeinschaft gekämpft – ein Engagement, das in Russland nun als unerwünscht gilt, während es in demokratischen Gesellschaften als wichtiger Beitrag zur öffentlichen Gesundheit und Menschenrechten anerkannt wird.

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