Nach dem israelischen Großangriff auf den Iran wurde die diesjährige Tel Aviv Pride – die größte LGBTQ+-Veranstaltung im gesamten Nahen Osten – abgesagt. Wie queer.de berichtet, steht das öffentliche Leben in Israel aufgrund der angespannten Sicherheitslage weitgehend still. Schulen, Geschäfte und Veranstaltungszentren bleiben geschlossen, während die Bevölkerung aufgerufen wird, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben.
Ein herber Verlust für die Community
Die Absage der Tel Aviv Pride trifft die LGBTQ+-Community besonders schwer. Zehntausende von Menschen, darunter viele internationale Besucher*innen, hatten die Demonstration entlang der Mittelmeerküste erwartet. Die anschließende Beachparty im Charles-Clore-Park sowie das große Pride-Konzert mit DJ Ofer Nissim fallen ebenfalls aus.
Als Ehrengast war Caitlyn Jenner aus den USA angereist. Bei einer Pressekonferenz betonte sie: "Das israelische Volk ist sehr aufgeschlossen. Die Menschen sind freundlich und großartig für die LGBTQ-Gemeinschaft, aber das weiß kaum jemand." Ihre Worte unterstreichen die Bedeutung der Tel Aviv Pride als wichtiges Symbol für LGBTQ+-Rechte in einer Region, in der queere Menschen oft Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt sind.
Deutsche Parallelen: Wenn Sicherheit Pride überschattet
Die Absage der Tel Aviv Pride erinnert an ähnliche Herausforderungen in Deutschland. Auch hierzulande sehen sich Christopher Street Day-Veranstaltungen zunehmend Bedrohungen ausgesetzt. Die Amadeu Antonio Stiftung berichtet von einer massiven Zunahme von Online-Bedrohungen und Aufrufen zu Gegenaktionen durch rechtsextreme Gruppen.
So musste beispielsweise der CSD in Gelsenkirchen 2023 aufgrund einer "abstrakten Gefahrenlage" abgesagt werden. In anderen deutschen Städten wie Hannover, Wiesbaden und Karlsruhe kam es zu Angriffen auf Pride-Veranstaltungen. Als Reaktion darauf haben die Amadeu Antonio Stiftung und Campact einen Regenbogenschutzfonds in Höhe von 100.000 Euro eingerichtet, um CSD-Organisator*innen bei der Verstärkung ihrer Sicherheitsmaßnahmen zu unterstützen.
Pride als Widerstand in schweren Zeiten
Die Absage der Tel Aviv Pride verdeutlicht, wie geopolitische Spannungen und gesellschaftliche Polarisierung die LGBTQ+-Community weltweit bedrohen. Während in Israel derzeit militärische Sicherheit Vorrang hat, kämpfen queere Menschen in Deutschland gegen rechtsextreme Hetze und Gewalt.
Doch trotz aller Herausforderungen bleibt die Botschaft klar: Pride-Veranstaltungen sind mehr als nur Feiern – sie sind politische Demonstrationen für Gleichberechtigung und Menschenrechte. Wie ein Aktivist beim Berliner CSD sagte: "Verstecken bringt nichts mehr. Wir müssen sichtbar bleiben."
Die Tel Aviv Pride mag dieses Jahr ausgefallen sein, aber die Solidarität der internationalen LGBTQ+-Community bleibt bestehen. In einer Zeit, in der queere Rechte weltweit unter Druck stehen, wird jede Pride-Parade zu einem wichtigen Zeichen des Widerstands – sei es in Tel Aviv, Berlin oder Gelsenkirchen.