Eine beeindruckende Kunstausstellung mit dem Titel "Trans Is Human", die von Transgender-Filmemacher Jake Graf und der Aktivistin Hannah Graf MBE kuratiert wurde, wird anlässlich des internationalen Trans Day of Visibility (TDoV) im Westfield Einkaufszentrum in London zu sehen sein. Die Ausstellung, über die PinkNews exklusiv berichtete, bietet einen tiefen Einblick in die Realität und Vielfalt des Lebens von Transgender- und nicht-binären Menschen.
Porträts echter Transgender-Personen im Alltag
Vom 27. März bis zum 2. April werden Besucher des größten Einkaufszentrums Europas auf intime Schwarzweiß-Porträts von Transgender-Personen aus allen Lebensbereichen stoßen. Die Fotografien, aufgenommen vom renommierten GQ- und Rolling Stone-Fotografen Mariano Vivanco, zeigen 13 verschiedene Models im Alter von 15 bis 72 Jahren. Jedes Porträt wird von Beschreibungen der persönlichen Geschichte und Interessen der abgebildeten Person begleitet.
"Diese Ausstellung richtet sich an all jene, die noch nie jemanden getroffen haben, der trans ist, und die nur das über uns wissen, was ihnen die Medien und die Regierung erzählen", erklärt Jake Graf im Gespräch mit PinkNews. Das Ziel der Ausstellung sei es, die inspirierenden Geschichten hinter den Menschen zu zeigen – jenseits ihrer Geschlechtsidentität.
Menschen hinter den Porträts
Zu den porträtierten Personen gehört die 38-jährige Adelle, eine berufstätige Mutter aus Essex mit zwei Kindern, die ihr Leben als "sehr normal" beschreibt. Ein weiteres Model ist der 31-jährige Leo, der mit Dyskinetischer Zerebralparese lebt und als Lebenscoach mit anderen körperlich behinderten Erwachsenen arbeitet, um sie zu motivieren und zu inspirieren.
Auch die 70-jährige Petra ist Teil der Ausstellung. Geboren in den frühen 1950er Jahren, verlor sie früh ihren Vater und wurde in der Schule häufig gemobbt. Heute ist sie seit über 38 Jahren mit ihrer liebevollen Frau Loraine verheiratet. Im Kontrast dazu steht der 15-jährige Milo, dessen Lebensreise gerade erst begonnen hat. Er ist ein begeisterter Schwimmer, Schlagzeuger und Rugbyspieler, der von seinem Team von Anfang an vollständig unterstützt wurde.
Bedeutung für die Community in Zeiten zunehmender Transfeindlichkeit
Die Ausstellung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem transfeindliche Rhetorik und Diskriminierung in Großbritannien und weltweit zunehmen. Ein 2023 vom britischen Innenministerium veröffentlichter Bericht zu Hassverbrechen stellte fest, dass die von Politiker:innen und Medien geschürte Stimmung gegen Transgender-Personen möglicherweise zu einem Anstieg solcher Vorfälle geführt hat.
"Momentan wissen wir, dass die Situation für Transgender-Personen weltweit ziemlich schlecht ist", sagt Graf. "Wenn man in die USA schaut, ist es sehr beängstigend... Das Vereinigte Königreich war in den letzten Jahren auch nicht großartig. Wir müssen wirklich kämpfen, um die Rechte zu behalten, die wir haben, denn wir wissen, was passieren kann, wenn sie zu erodieren beginnen."
Parallele Projekte in Deutschland
Auch in Deutschland gibt es bemerkenswerte Ausstellungen und Initiativen, die auf die Sichtbarkeit von Transgender-Personen abzielen. Die Wanderausstellung "Trans* in der Arbeitswelt", die 2014 von Anja Weber initiiert wurde, zeigt ähnlich wie das Londoner Projekt Porträts von transgeschlechtlichen Menschen in verschiedenen Berufen und Arbeitsumgebungen.
Im Schwulen Museum Berlin und im Amerikahaus in München wurde die Ausstellung "TransTrans: Transatlantic Transgender Histories" gezeigt, die durch Fotografien und Briefe ein Netzwerk von Personen in Deutschland und den USA beleuchtet, die die Transgender-Geschichte und -Identitäten maßgeblich geprägt haben.
Zum Trans Day of Visibility, der jährlich am 31. März stattfindet, werden in verschiedenen deutschen Städten regelmäßig Demonstrationen und Veranstaltungen organisiert. In Berlin hisst beispielsweise das Bezirksamt Lichtenberg traditionell die Trans-Fahne und bietet Veranstaltungen für mehr Akzeptanz und Sichtbarkeit an.
Zukunftspläne für "Trans Is Human"
Jake Graf sieht die Ausstellung im Westfield Einkaufszentrum nur als Anfang eines größeren Projekts. Er hofft, jährlich ein Fotoshooting mit Transgender-Personen durchführen zu können, um eine ständig wachsende Datenbank realer Transgender-Menschen in sozialen Medien aufzubauen.
"Wir hoffen, eine Trans Is Human-Seite auf Instagram und TikTok aufzubauen und Mitglieder der Transgender-Community – nicht nur aus Großbritannien, sondern darüber hinaus – einzuladen, uns ihre Fotos und Geschichten zu schicken, damit wir sie auf die Seite hochladen können", erklärt er. "So können wir eine riesige, florierende Gemeinschaft von Transgender-Menschen aus der ganzen Welt schaffen und zeigen, wie viele von uns es gibt, wie dynamisch, wie erstaunlich und wie unglaublich wir sind."
Die Ausstellung "Trans Is Human" unterstreicht ein zeitloses Mantra: "Du kannst nicht sein, was du nicht sehen kannst." In einer Zeit, in der Transgender-Personen in den Medien oft verzerrt dargestellt oder unsichtbar gemacht werden, bieten solche Projekte sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland wichtige Plattformen für authentische Repräsentation und Sichtbarkeit.